Zu den Sachsenfeldzügen, der „Wormser Straße“ und Trebur
Zu dieser Karte, die sich im Lagis findet und die die Sachsenfeldzügen illustriert gibt es einen interessanten Begleittext von Fritz Backhaus. Ich möchte nur die für mich entscheidende Stelle zitieren:
Der Ausgangspunkt dieser Feldzüge war meist Worms (772, 776, 780, 784/85; Rückkehr dorthin 780, 783, 784, 789). Mainz-Kostheim (795) und Frankfurt (794) sind dagegen nur jeweils einmal bezeugt. Die neuere Forschung teilt jedoch nicht mehr die auch in der Karte dargestellte Ansicht, daß das Heeresaufgebot sich in Worms auf dem linken Rheinufer gesammelt hätte und von dort über Mainz nach Norden vorgerückt sei. Sie konnte statt dessen nachweisen, daß der Sammelplatz wahrscheinlich am rechten Rheinufer gegenüber von Worms lag und die Heere auf der möglicherweise um 770 von Karl als Kunststraße angelegten >Wormser Straße< nach Frankfurt und von dort über die >Weinstraße< nach Sachsen marschierten. Auf diesem Vormarschweg war Frankfurt der wichtigste Etappenplatz. Er wird zwar erst 794 erwähnt, diente aber gleich mehrere Monate lang als Aufenthaltsort des Königs, der hier eine Reichsversammlung und eine bedeutende Synode abhielt.
Diese „Wormser Straße“ soll von Worms aus nach Norden laufen , nicht durch Darmstadt, sondern durch Grießheim führen, zum Gehaborner Hof, weiter nach Worfelden, zum Forsthaus Nikolauspforte (liegt an der B44 zwischen GG und Mörfelden, bevor es abgeht zum Schwimmbad) und von dort weiter nach Frankfurt.
Marianne Schalles-Fischer geht in „Pfalz und Fiskus Frankfurt“ S.71 davon aus, das diese Straße, den sie auch als „Wormser Weg“ bezeichnet, ihren Ausgangspunkt auf der Maaraue bei Worms hatte (bitte nicht mit der gleichnamigen Aue bei Mainz-Kostheim/Kastell verwechseln), die als Sammelplatz für das Heer diente. In der Gemarkung Egelsbach konnte dieser Weg, so Schalles-Fischer aufgedeckt worden und stellte sich in den feuchten Wiesen als ca. 6m breiter Knüppeldamm dar. Sie geht ebenfalls davon aus das diese Straße über Gernsheim führte,wobei ihr Verlauf unklar ist. Die Schlussfolgerung das der Weg über Gernsheim führt erfolgt, weil Langen und auch Gernsheim später zu Lorsch gehörten und die Straße nur noch eine Art Verbindungsweg Lorscher Güter darstellen würde. Sie könnte von Lorsch nach Gernsheim zumindest in der Nachfolge der alten Römerstraße stehen, oder aber einen direkten Weg nehmen.
Zum weiteren Wegenetz zieht Schalles Fischer einen gewissen Herrn Kurt zu Rate, wovon ich aber nur 2 Straßen hier nennen werde: nämlich von Mainz über Rüsselsheim nach Kelsterbach nach Frankfurt, sowie von Trebur an Königstädten vorbei durch den Wald nach Frankfurt, Wobei hier selbstverständlich noch der Weg von Mainz nach Trebur zur ergänzen wäre, der weiter über Wallerstädten nach Groß Gerau, respektive „auf Esch“ führt und von dort aus weiter über die Römerstraße nach Gernsheim.
Nun stellen sich mir einige Fragen. Mit Überqueren von Apfel- oder Sandbach, durchquert die Straße bis hinter Langen das Gebiet des späteren Fiskus Tribur. Tribur ist zwar in dieser Zeit noch nicht erwähnt, aber soll bereits als Königshof bestanden haben (Gockel: Bedeutung „Treburs als Pfalzort“ in Dt. Königspfalzen Band 3). Langen gehörte zu dieser Zeit bereits/noch zu Trebur und ging erst später an Lorsch . Auch die Straße von Mainz über Trebur, Wallerstädten und Groß Gerau bestand bereits. (Wie sich gerade heraus stellt lag an diesem Weg bei Wallerstädten auch ein römischer Siedlungsplatz, der zur Zeit von Dr. Maurer ergraben wird). Welche Rolle spielte also Trebur in Verbindung der Truppenbewegungen des Sachsenfeldzuges?
Ein gewisser Herr Weigel, der von Schalles Fischer erwähnt wird, wollte die Rastplätze des Heeres ermitteln. Er ging von einer Entfernung von 18km von Rastplatz zu Rastplatz aus und suchte innerhalb dieser Distanz nach Orten mit den Endungen -born , -quell, -spring, -brunnen usw., wurde aber nicht fündig. Daraufhin weiterte er seinen Auswahl um Orte mit -stadt – stätten etc. aus und nahm am Ende auch noch -heim Orte auf, da er überhaupt nicht fündig wurde. Folglich sind die Ergebnisse nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten nicht Nutzbar. Die Frage wo sich Rastplätze befanden muss also bis auf Frankfurt offen bleiben. Ich denke aber , dass Trebur durch das Servitium verpflichtet gewesen sein muss, das Heer zu versorgen, spätestens wenn es bei Mörfelden auf das Gebiet traf. Für Frankfurt ist bekannt das es verpflichtet war Pferde zu stellen, was Schalles Fischer als Hinweis auf die Rast dient. Für Königstädten gilt ähnliches wie in Frankfurt, also auch die Stellung eines Pferdes. Für Trebur ist die Pferdezucht zudem bekannt, noch heute weist der Flurname Stutenhostert darauf hin.
Weiterhin viel mir auf, das der Weg, den die „Wormser Straße“ nimmt zwar an Königshöfen vorbeiführt, möglicherweise Biblis, Gernsheim, sowie später Mörfelden, jedoch sind dies alles Höfe die nicht sonderlich in Erscheinung traten, bzw. denen keine große Zukunft beschehrt war. Trebur sollte wirtschaftlich schon recht stark gewesen sein und gute Erträge erzielt haben., auch ohne repräsentativen Ausbau. War der Sinn der Straßenführung daher so gewählt das er durch die Wälder der späteren Dreieich führte um den wirtschaftlich genutzten Boden zu schonen? Schließlich ist damit zu rechnen das sich die Pferde der Panzerreiter auch mal Ackerrand gütlich tun.
Ausserdem stellt sich die Frage ob sich wirklich alle Truppen in Worms sammelten oder ob noch Truppen zum Heer Karls des Großen dazu stießen. Beispielsweise aus Mainz kommend. Wären diese Truppenteile nach Frankfurt gekommen oder hätten sie den „Querweg“ über Trebur genommen und sich dann bei einem Rastpunkt getroffen?
Und last but not least kommt noch eine Frage die der Frage nach dem Huhn oder dem Ei gleicht. Die „Wormser Straße“ verlor recht bald ihre Bedeutung, weshalb man sie erst recht spät entdeckte. Warum verlor die Straße ihre Bedeutung? Weil die Wormser Pfalz abbrannte? Weil der Weg über Trebur sinnvoller wurde? Oder anders gefragt: verlor die Straße ihre Bedeutung weil Trebur größer wurde, oder wurde Trebur größer weil die Straße ihre Bedeutung verlor?
Eine Antwort
[…] EDIT:Habe die Quelle nun gefunden, da ich sogar bereits darüber schrieb: Hier zu finden! […]