Fotografieren im Museum
Ich hatte ja geschrieben das ich erstaunt war, dass es in Stockholm und Kopenhagen in den Museen erlaubt ist zu blitzen. Aber warum darf man nicht in Museen fotografieren?
Ein bisschen Chemie, ein bisschen Physik und die Sache wird recht klar. Ich versuche dabei so einfach wie möglich zu sein.
Ein Fotoapparat strahlt zwei Formen von elektromagnetischen Wellen ab, die außerhalb des für den Menschen sichtbaren Spektrums liegen. Zum einen Infrarotstrahlung, sie wird verwendet für die Distanzmessung. Um die mal doch zu sehen einfach die Handykamera anschalten, eine Fernbedienung nehmen, in einen dunklen Raum gehen und über das Handydisplay den Emitter (die kleine schwarze Kugel) ansehen wenn man den Knopf drückt.
Die infrarote Strahlung ist für Museumsobjekte unschädlich, auch wenn es früher Bedenken gab. Die Wärmestrahlung die hier entsteht ist vernachlässigbar.
Die „böse“ Strahlung des Fotoapparates ist die UV-Strahlung, die der Blitz mit abgibt. Die meisten Hersteller von Fotos oder Blitzgeräten hüllen sich in gediegenes Schweigen in welchem Spektralbereich ihre Blitze abstrahlen, klar ist jedoch sie ist dabei. Es soll sogar mal Fälle gegeben haben in denen Models von Studiolampen (die sind um einiges stärker) einen Sonnenbrand bekommen haben sollen, wobei ich mir eher vorstelle das es eine normale Verbrennung von der Hitze war.
Was ist aber nun das schlimme an der UV-Strahlung?
Als Johann Wilhelm Ritter die Strahlung 1801 entdeckte nannter er sie zunächst „de-oxidierende Strahlung“ , da sie tatsächlich de-oxidierend wirkt und genau da liegt das Problem. Alle Farbstoffe vor den 1860er Jahren waren auf pflanzlicher Basis, also Pflanzenfarben. Und die sind sämtlichst Oxidationsprodukte. Das sieht man sehr schön wenn man mal mit Indigo färbt, denn blau färbt sich die Wolle erst wenn sie an die Luft kommt.
Wenn nun UV-Strahlung auf den Farbstoff trifft löst sich der gebundene Sauerstoff wieder, oder ums einfacher zu sagen: Die Farbe geht raus!
So etwas kann beim Teppich von Bayeux zum Beispiel nicht gewünscht sein.
Nun richtete ein einzelner Blitz, trotz hoher Intensität nicht viel an, wenn man das aber über Jahre und Besucherzahlen hochrechnet könnte man ein Objekt schon mal ins Solarium legen und hätte die gleiche Wirkung.
Warum durfte ich dann in Stockholm sogar im Raum mit den Stoffen Blitzen?
Die Antwort ist Geld! Naja nicht direkt, aber indirekt. Das Museum hat mehr Geld als andere Museen und kann sich ein Glas leisten das UV-Strahlung bis zu einem gewissen Grad absorbiert. (So was hier)Da aber immer noch UV-Strahlung durch das Glas dringt werden die Räume zusätzlich abgedunkelt und eine spezielle Beleuchtung verwendet. So versucht man dem Problem Herr zu werden. Es wird aber wahrscheinlich eine Zeit geben in der Originale nicht mehr zu sehen sein werden.
Jetzt kommt die große Preisfrage: Warum darf man dann in manchen Museen, oder Museumsbereichen überhaupt nicht fotografieren, wenn doch nur der Blitz böse ist?
Hier gibt es zwei einfache Begründungen. Die erste ist das Geld. Im Goldraum in Stockholm darf man nicht fotografieren, da die Fundstücke, im Gegensatz zu Schwertern usw. recht selten sind. Man macht mit den Bildrechten Geld und verkauft Bildbände davon. Besitzer von Gemälden oder andernen Objekten können aber auch einfach die Bildrechte am Objekt verweigern.
Die aber fast generelle Begründung liegt aber an der (sorry) stellenweise grenzenlosen Blödheit der Menschen. Ich kenne genug Leute die eine dicke Spiegelreflex mit 50.000 Objektiven besitzen aber das Ding nur auf Automatik stehen haben und nicht wissen wo sie ihren Blitz abschalten. Wenn nun so einer ins Museum geht und sieht das noch einer Fotografiert knippst der natürlich auch los, auch wenn sein Blitz dabei losgeht. Und wo einer ist… naja, man kennt das ja. Da ist das generelle Verbieten die einfachere Lösung.
Im Vorfeld zu diesem Post hatte ich etwas in Foto-Foren gestöbert und muss zugeben das ich erschüttert war. Hier war alles zu lesen von „Ich hab bezahlt, da will ich auch fotografieren“ bis zu „Ist mir doch egal“. Nur selten hörte man den „mahnenden Rufer“ der zu bedenken gab, man solle froh sein doch überhaupt in einigen Museen fotografieren zu dürfen.
Das kann man auch abkürzen:
Blitzverbot: Schädigt die Ausstellungsstücke. Sollte man aktzeptieren, selbst wenn es im Einzelfall eher zu hinterfragen wäre. Ich habe dafür sogar extra eine Kamera angeschafft, die mit schlechten Lichtverhältnissen umgehen kann. Man muss halt einen Moment geduldiger sein.
Photografierverbot: Die meisten Ausstellungskonzepte unterliegen einem Urheberrecht, das hier ausgeübt wird zur reinen Monetarisierung – man will Kataloge verkaufen oder eben Photoerlaubnisscheine (letztere habe ich freilich seit Jahren nicht mehr in Museen gesehen) – ignoriere ich grundsätzlich.
Punktum. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.
Die Ausstellungskataloge (viele Kaufe ich tatsächlich) zeigen selten das, was wir Historiendarsteller sehen wollen, schon gar nicht im ausreichenden Detail. Wenn die Aufseher allzu neugierig sind – ich bekomme ja aufgrund meines seltsamen Verhaltens in Museen (ich schaue mir die Exponate tatsächlich nicht nur im Vorbeilaufen an, das gilt heutzutage schon als seltsam) früher oder später einen Privataufseher, der um mich herumschleicht – gibt es dafür das iPhone, das in die Handfläche passt. Und ja, ich habe nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei.
Ich gebe zu, dass ich das Foto-Verbot weitgehend ignoriere. Meine Kamera hat eine „Museums-Einstellung“, bei der weder der Blitz auslöst, noch irgendwelche Geräusche entstehen. Ich nerve also weder die Besucher, noch schade ich den Exponaten.
Das Problem mit dem Urheberrecht sehe ich natürlich auch. Die Museen finanzieren sich schließlich z.T. über die Verwertung dieser Rechte. Andererseits sind meine Fotos – behaupte ich mal ganz frech – wirklich nur im Hobbybereich verwendbar. Und ich kaufe in der Regel trotzdem den Katalog und gerne auch Postkarten mit Ausschnittvergrößerungen. Insofern sehe ich auch keinen Schaden. Abgesehen davon wäre ich auch gerne bereit, zusätzlich zu zahlen, wenn ich dafür ungestört für den Eigenbedarf fotografieren könnte, weil dann auch bessere Fotos entstehen würden.
Die Museen wollen also den Steurezahlern, welche nicht nur die meisten Museen selbst finanzieren, sondern auch die Ausgrabungen welche überhaupt erst viele der Exponate ans Tageslicht befördern, grundsätzlich das Fotografieren verbieten, um sich eventuell ein Zubrot durch irgendwelche Bildrechte zu verdienen.
Das ist dummdreist.
Ich bezahle doch nicht doppelt und dreifach für so einen Laden, bloß um dann nicht einmal ein Foto (ohne Blitzlicht) machen zu dürfen.
PS: So extrem teuer ist dieses UV-Licht filternde Glas gar nicht.
Man kann einfach spezielle Folien kaufen und diese aufkleben.