Die Sache mit dem karolingischen Wehrgehänge
Mit dem karolingischen Wehrgehänge ist das so eine Sache. Man kennt einige Funde und weiß daher welche Teile verwendet wurden: 1x (meist) Kleeblattförmiger Riemenverteile, 2 oder mehr Beschläge, Gürtelschnalle, Riemenzunge.
Wir kennen die Teil auch von einigen Abbildungen. Klar ist wo Schnalle und Riemenzunge hingehören. Wo aber gehört der Riemenverteiler und die Beschläge hin, und wie verläuft der Riemen?
Die Beschläge stellen aber ebenfalls ein weniger großes Problem da. Auf den Abbildungen liegen sie direkt auf der Scheide auf. (Siehe links im Codex Aureus von St. Emmeram) Es gibt sogar einige Funde, bei denen der Beschlag einen leichten Knick aufweist um sich der Form der Scheide anzupassen.
Da die Schwerter, bis auf eine Ausnahme (Stuttgarter Psalter) immer repräsentativ getragen werden sieht man zwar sämtliche Beschläge, aber der Lauf des Riemens wirkt dadurch wie ein Irrgarten.
Die Fachliteratur macht es sich eigentlich immer recht einfach. Egal ob „Reallexikon der Germanischen Altertumskunde“ , „Die Macht des Silber“ oder ähnliches, man findet nur das alles irgendwie ganz logisch verbunden sein muss und das die Beschläge auf die Scheide gehören.
Der allzeit beliebte Stuttgarter Psalter könnte vermeindlich Hilfe anbieten, werden hier durch die Schwerter gegürtet getragen. Doch hier sind zwar die Scheiden detailliert gezeichnet, aber der Riemenverteiler ist nicht zu sehen und verschwindet unter der Kleidung. Das bedeutet man sieht nur zwei Riemen die zur Scheide führen:
Die Lösung daraus wäre ein Gürtel, an dem der Riemenverteiler sitzt, wovon zwei unterschiedlich lange Riemen nach unten an die Scheide führen. Hört sich einfach an, ist auch einfach zu bewerkstelligen, aht aber nur einen Haken. – Das Schwert mit Scheide hinge nur an einem Punkt am Gürtel. Bei starken oder schnellen Bewegungen baumelt dann das Schwert oder wenn gezogen nur die Scheide ziemlich planlos am Gürtel umher. Gerade im Kampf keine praktikable Lösung!!
Meiner Ansicht nach könnte das Prager Kapitular hier eine Lösung anbieten. Im Prager Kapitular verläuft der obere Riemen, der der also durch die Öse der Scheide läuft, durch. Er bildet also keine Schlinge. und läuft direkt weiter zur Gürtelschließe.
Das andere Ende läuft in einer Riemenzunge aus. Leider kann man hier nicht gut erkennen woher dieses Ende kommt, es führt aber wahrscheinlich zum Riemenverteiler, der hier nicht kleeblattförrmig ist, was aber kein Problem darstellt. Es ginbt auch hier entsprechende Funde, die Zeigen das die Riemen in drei Richtungen verteilt werden.
Da ich ja noch keinen Gürtel an meiner Scheide habe, ich aber das Ding für das Disaster vom Wochendende nicht die ganze Zeit in der Hand rumschlebben oder irgendwohin legen wollte, habe ich mir einen alten Gürtelriemen genommen und gedacht probier die Theorie einfachmal aus, die da lautet wie folgt:
Der Gürtel besteht aus 2 Riemen, möglicherweise 3. Der erste Riemen läuft mit der Schnall durch die Öse zum Riemenverteiler und ist dort befestigt. Der 2 Riemen läuft von der Zunge zum Riemenverteiler, dort durch und zur Unterseite der Scheide (Der Riemen könnte vielleicht in 2 Teile geteilt sein) Ich habe das ganze mal zusammengebastelt, wobei ich statt echter Riemenverteiler und Beschläge nur schwarzweißkopien zur Hand hatte. Je nach dem wie ich die Anstellwinkel der Riemen verändere passt der Verteiler besser dazu( und die Lage des Ganzen kann verändert werden), wobei daraus eigentlich folgt das Riemen und Scheide eine feste Einheit , was auch die Quellen nahelegen. Trägt sich übrigens sehr gut.
Du möchtest das in der Art gestalten?
http://img854.imageshack.us/img854/3143/dsc00681q.jpg
(Leider ist mein Scanner im Eimer, deshalb leider nur ein Digicam-Foto)
Wobei hier kein Kleeblatt sondern Rauten verwendet werden – meines Wissens war das eine sehr beliebte Form bis in die Karolingezeit.
Ähnlich. Das ist ja der merowingische Touch mit dem vielteiligen Gürtel und Sax. Der untere Riemen wäre entsprechend höher , wie eben oben auf dem Foto.
Von den Kleeblättern gibts ja auch eine ganze Menge aber auch einige rechteckige, die auf der Rückseite aber drei Durchzüge in 3 Richtungen haben.
Es wird aber darauf hinauslaufen das ich nich eine Scheide bauen werde, bei der alle höhen entsprechend angepasst sind (Öse muss weiter hoch usw.)
Einige Leute haben ja schon versucht das Wehrgehänge mit den Riemenverteilern nach zubauen und mussten feststellen das die Schwerter dann sehr „schräg“ stehen.
Was wäre gegen den Gedanken einzuwenden wenn man so Schwerter nur bei Festlichkeiten getragen hat, oder wenn man diese eigentlich nur in der „Hand“ getragen hat.
Im Ernstfall sollte einen Schwertschdeid doch dicht am Mann sein…… Oder?
Ich selbst möchte mehr die Mitte des 11. Jahrhunderts Darstellen, schaue ich mir nun die Wehrgehänge aus dieser Zeit an habe ich das Gefühl hier stimmt was nicht.
Viele Nachbauten zeigen einen Versatz des Gürtels mit dem zwar eine Gewisse „Schrägstellung“ des Schwertes erreicht wird, aber auf den von mir Bekannten Abbildungen dieser Zeit werden die Schwertgürtel immer Parale dargestellt, das müsste beim Tragen dann aber immer sehr grade am Beim runter gewesen sein.
Sieht man dann aber Bilder bei dem das Schwert getragen wird gibt es wieder diese Schrägstellung….. Hier stimmt doch was nicht… Wieso sollten die Normannen so ein Gurtsystem nutzen ?
Ich hab da selbst ein bisschen getestet und glaube das in der Einfachheit das beste Ergebnis zu finden ist.
Ich habe etwas hinter der Gürtelöse (auf der Scheide) einen 3cm breiten Lederriemen gelegt und diese dann bis zum Schwertgürtel verlängert ca. 10 cm so genau habe ich es noch nicht gemessen das Ergebnis ist das die Scheide mit dem Gürtel gut am Mann sitzt und dennoch eine Angenehme Schrägstellung hat, und es drückt auch nix an die Hüfte oder sonst wo.
Wenn erlaubt und gewünscht werde ich mal bei Gelegenheit Bilder nachreichen.
Gruß Olaf