„Spurensuche: Die Karolinger“ von B.Remmler
[Edit 18.09.2011: Unbedingt auch hier lesen!]
Durch Zufall bin ich am Freitag auf das Buch „Spurensuche: Die Karolinger – Die verschwundenen Paläste Karls des Großen“ aus dem Jahr 2010 von Bernd Remmler gestoßen.
Das Buch kann zu großen Teilen bei Google Books gelesen werden. (hier). Mir ist nicht ganz klar wer die Zielgruppe für dieses Buch ist. Wahrscheinlich auch eher für den hobby-mäßig interessierten. Wie ich aber sehe ist das Buch bei Books-on-Demand erschienen. Eine Biographie über Remmler habe ich auch gefunden. Er scheint das ganze auch nur als Hobby zu betreiben. Aus der Biographie (von Buchhandel.de)
Bernd Remmler ist Mathematiker und Aktuar. Er hat nach dem Studium mehrere Jahrzehnte in verschiedenen Versicherungsunternehmen gearbeitet, zuletzt als Mitglied des Vorstands. Über die ganze Zeit hat er seinen Ausgleich unter anderem in der genealogischen Forschung und den damit verwandten Gebieten gefunden. Das vorliegende Buch ist ein Ergebnis dieser Tätigkeit, ein ?Download? zu all den Fragen, die zwischen der Familiengeschichte der Karolinger und den harten Fakten über und unter der Erde aufgetreten sind und beantwortet werden können – oder aber offen bleiben müssen.
Früher hätte mich so etwas gefreut, heute bin ich eher skeptisch. Vieles was hier geschrieben wird stammt von Gockels „Bedeutung Treburs als Pfalzort“. Wobei ich nicht ganz sicher bin ob das auch richtig gelesen wurde. Der Autor spricht Trebur bis gegen Ende Ludwigs des Deutschen jegliche ernsthafte Bedeutung ab und führt die nicht zu letzt auf die mangelnde Verwendung des Begriffes palatium auf den in Trebur ausgestellten Urkunden zurück. Das dieses Käse ist hätte dem Autor auffallen müssen, wenn er seine eigene Einleitung zum Thema Begriff Pfalz und der Bedeutung der verwendeten Begriffe gelesen hätte, bzw. den von Binding übernommenen Teil verinnerlicht hätte.
Die Bezeichnung Treburs als „Vorhof“ von Frankfurt ist schon seit den 60ern hinfällig . Gockel und Schalles-Fischer selbst wiesen darauf hin das Trebur bei seiner Ersterwähnung 829 nicht als „Jagdhof“ o.ä. anzusprechen sei und auch der Bezug zu Frankfurt ist, so wie dargestellt, nicht korrekt. Als Literatur wäre hier Schalles-Fischer „Pfalz und Fiskus Frankfurt“ zu empfehlen gewesen.
Auch die Wegbeschreibung über die Wege um Trebur ist so wie angegeben nicht ganz korrekt. Auch die vermeindlich schlechte Erreichbarkeit die hier wieder propagiert wurde inzwischen vielfach wiederlegt.
Auch warum der Autor angibt in Trebur wäre weniger zurück geblieben als in Quierzy, wo sich schließlich noch der Negativabdruck der Bebauung erhalten hab, erschließt sich mir nicht. Schließlich wurde in Trebur ja nicht gegraben um irgendeinen Negativabdruck zu entdecken oder entsprechende Vermutungen zu negieren. Die Idee, das jedes Loch das bei Entfernung der Steine gegraben wurde, hätte sich sofort mit Wasser gefüllt und so alle Spuren verwischt, entbehrt sämtlicher Logik! Man stelle sich vor man gräbt an der Kirche knappe zwei Meter tief und sofort füllt sich das Loch mit Wasser, die 3m tiefer gelegenen Ecken Treburs und rund herum sind jedoch trocken. Ein artesischer Brunnen nur unter der Pfalz?? Zumal sich zugeschwemmte Löcher wunderbar im Boden abzeichnen würden.
Als Quelle gibt der Autor „Wolf (1964), Gockel (1979)“ an. Und zwar genauso wie ich es hier geschrieben habe.
Bei Wolf handelt es sich um das Protokoll einer Arbeitstagung, das später als „Mittelrheinische Beiträge zur Pfalzenforschung“ veröffentlicht wurde. Ich hatte auch schon über die Kuriositäten daraus berichtet. (hier) Herbert Wolf, so der volle Name, hatte einige schräge Annahmen losgelassen (Burggraben als Vorburg) und nachdem, wahrscheinlich, der damalige noch Student Gockel ihn korrigiert hatte, die Bearbeitung Treburs hingeschmissen.
Es ist also eher ungeschickt Gockel und Wolf gleichzeitig als Quelle zu verwenden ohne diese gegeneinander abzuwägen und dem Leser dies zumindest auch verständlich zu machen.
Im Anhang findet sich zwar eine große Latte an Quellen, was aber wohin gehört, bleibt jedoch der Fantasie überlassen.Ich finde es zwar gut das der Autor als Bilder WikiCommons verwendet, aber irgendwie hinterlässt das für den Versuch einer ernsthaften Publikation, wenn es denn eine sein sollte, einen schalen Geschmack. Am Ende dankt der Autor den Leuten vor Ort die ihm geholfen haben. 2009 war ich schon voll am rotieren, aber gefragt hat mich keiner. Positiv ist aber das Diefenbachs „Kirche als Aula Theorie“ nicht übernommen wurde, wie dies in einem Reisführer von vor 2 Jahren geschah.
Vielleicht merkt man, das mich das Ganze ein wenig aufregt. Warum? Weil ich mir den Arsch aufreiße. Natürlich schreibe ich hier im Blog nicht alle Quellen dazu und gehe damit eher schlampig um. Grund dafür ist das ich dieses Blog ein bisschen so wie ein Notitzbuch sehe und mir auch Gedanken aufschreibe die ich in irgendeinem Kontext nochmal brauchen könnte, aber noch keinen Sinn hab im welchem das sein könnte. Wenn das jemanden interessiert ist das schön, ansonsten eben nicht. Das hier ist nur die Spitze eines Eisberges!
Ich schreibe ja auch schon an Treburs Geschichte und für die paar Seiten die ich bis jetzt roh zusammengezimmert habe, habe ich knappe 70 Quellen aus 50 Büchern drin. Nach einigen Angaben von Leuten die mich und meine Arbeit verfolgen, bin ich angeblich der Mensch, der zur Zeit am meisten über die Pfalz Trebur weiß und in Erfahrung gebracht hat und dann kommt da ein Buch, das es sicherlich gut meint, und wärmt wieder einige alte Gerüchte auf. Es ist manchmal als ob man gegen eine Wand rennt! Oder wie wir früher in der Schule gesagt haben : „Kennste´n Wayne? Wayne/Wen interessierts“ Es ist immer das selbe. Dem Autor des Buches kann ich wohl keine, oder kaum Vorwürfe machen, denn vielleicht war er hier und hat sich versucht Informationen zu bekommen, bekam sie aber nicht wirklich. Es ist ähnlich, wie ich neulich gehört habe das jemand einen Vortrag zum Thema hielt, und ich nur gedacht habe „oh, nein!“ , Die Person konnte schon durch aussagen wie „Germanen und Franken versuchten…“, glänzen.
Die wunderbare Welt der Wissenschaft und ihrer Randprodukte.
Sei froh, dass dieses Buch nur „on demand“ zu bekommen ist, sonst würde es in irgendwelchen Buchläden stehen und jemand könnte es zufällig entdecken und mitnehmen.
Sieh es als Ansporn Deine Arbeit genauso weiter zu machen wie bisher!
Gruß
Marco
PS: Wie ich höre komme ich bald in den Genuß einer Pfalzführung!