Diether V. von Katzenelnbogen, Trebur und Südhessen
Karl E. Demandt hat ausgiebig über die Katzenelnbogener geschrieben, da ich aber nur die Sachen benötige die sich um Trebur drehen, bzw. die Auswirkungen darauf haben, habe ich beschlossen Demandts Texte einmal zusammenzufassen und um einige Anmerkungen, die ich kursiv setzte, zu ergänzen.
Das Haus Katzenelnbogen stammt aus dem Mittelrheintal und lässt sich ersmals als Vögte für die Besitzungen des Prümer Klosters in St. Goar im späten 11. Jahrhundert fassen. Am Mittelrhein um St. Goar liegt auch das Kerngebiet ihrer Herrschafft. Seit dem 12. Jahrhundert war man durch Heirat mit den Herren von Lindenfels und Bickenbach verwandt, was zu Besitzungen an der Bergstraße führte.
Interressant wird es für uns jedoch erst mit Diether V. von Katzenelnbogen, der scheinbar sehr viel wert auf den Besitz Treburs legt. Der 1245 an die Herrschaft kommende Dieter ist zunächst Parteigänger der Staufer, tritt als solcher aber , im Gegensatz zu seinen Vorfahren, nie in Aktion
Dominanter Faktor im den gesamten königlichen Eigengut südlich des Mains, vor allem der Dreieich, sind die Herren von Hagen-Münzenberg-Arnsburg, kurz die Münzenberger, die in den meisten Orten mindestens Vogteirechte besaßen.
1249:Im Feldlager in Ingelheim verspricht König Wilhelm von Holland seinem Rat Graf Diether von Katzenelnbogen 700 Mark dafür, dass dieser der römischen Kirche und ihm gegen den ehemaligen Kaiser Friedrich und dessen Sohn Konrad und jedermann dienen und helfen will. 300 Mark wird er ihm von den Geldern zahlen, die er vom Papst erwartet, während er ihm für die restlichen 400 Mark die kaiserlichen Dörfer Trebur, Geinsheim (Gersse) a), Wasserbiblos (Biblüt) b), Krumstadt und Dornheim verpfändet.
Wer Ausschlag gebend ist für diese Beurkundung ist nicht klar. Demandt geht davon aus, das Wilhelm von Holland Diehter von Katzenelnbogen auf sein Seite ziehen will. Es wäre aber auch durchaus denkbar das Diether den ersten Schritt machte. Klar ist zumindest, dass Diether von Katzenelnbogen Vorteile aus dem Besitz von Trebur erhält, die über das reine Prestige hinausgehen, den Diether erhält dadurch Zugang zum Rhein, der wichtig für den Handel ist. Trebur besitzt das Recht auf Zollfreien Handeln in Mainz, wohl bereits seit dem 10./11. Jahrhundert, was sich in der Pflicht Treburs zum Erhalt von 30 Zinnen der Mainzer Stadtmauer, äussert (übrigens so viel wie kein anderer Ort, Ingelheim ist verpflichtet 25 Zinnen in Stand zu halten)
1251 Von Wilhelm von Holland erhält Diether ebenfalls die Reichseinkünfte von Boppart, was Diether zwingt dem Rheinischen Städtebund, der seinen Ursprung in Mainz hat, beizutreten
1254 Die Bickenbacher verbünden sich mit Diether gegen die Münzenberger
Es ist der erste Hinweis auf einen Konflikt zwischen Münzenberg und Katzenelnbogen. Was aber der Auslöser ist ist nicht bekannt. Klar ist jedoch das die Münzenberger die Vogteirechte in Trebur besitzen und man daher in diesem Ort „aufeinander sitzt“
1255 mit Ulrich von Münzenberg stirbt der letzte männliche Münzenberger, die Nachfolge treten die Falkensteiner an.
1256 Graf Diether von Katzenelnbogen verletzt den Mainzer Bürgern gegenüber den rheinischen Landfrieden. Die Burg Rheinfels wird gegen den großen rheinischen Städtebund von Graf Diether von Katzenelnbogen V. trotz langer Belagerung von 26 Städten siegreich behauptet.
1257 Graf Diether von Katzenelnbogen erlangt die Hälfte der Vogtei Umstadt mit dem dortigen Forst als Fuldaer Lehen aus der Münzenberger Erbschaft.
1257 Überfall Oppenheims auf Groß Gerau. Die Oppenheimer überqueren den Rhein und zerstören die Groß-Gerauer Stadtkirche, die Diether hatte befestigen lassen. Der Grund der Feindschaft ist nicht mehr mit Sicherheit zu ermitteln. Er kann in reichspolitischen Gegensätzen gelegen haben, denn Oppenheim stand bis zum Tode Konrads IV. eindeutig auf staufischer Seite, wobei auch Ulrich von Münzenberg wieder hereinspielt. König Wilhelm von Holland hat versucht den Widerstand der Stadt Oppenheim dadurch zu brechen, dass er sie an den mainzer Erzbischof Gerhard II. von Eppstein verpfändete, doch konnte dieser die Pfandschaft anscheindend nicht vollstrecken, da er erst 1254 das Interdikt über sie aufhob. Am Kampfe gegen das staufische Oppenheim mußte Graf Diether V. von Katzenelnbogen als Parteigänger von König Wihelm von Holland umso mehr Anteil nehmen, als sein Reichsgutbesitz der Treburer Pfandschaft durch eine solche Haltung ständig bedroht war, dem Grafen aber andererseits auch die Möglichkeit bot, in den Kampf tätig einzugreifen.
Zu bedenken bei diesem Vorfall ist darüberhinaus noch das es auch auf der rechten Rheinseite, die sich ja im Besitz der Diether von Katzenelnbogens befindet, Ländereien gab die den Oppenheimern gehörte. Als Beispiel sei hier nur die Flur „Mariakron“ zwischen Geinsheim und Trebur genannt, die dem Kloster Maria Kron (Ja da wo der Brandwein herkam) gehörte. Desweiteren muss man sich fragen warum die Oppenheimer ausgerechnet Gerau angreifen. Die Burg Dornberg war noch nicht in Diethers Besitz, das ist klar.
Aber was ist mit Trebur. Warum wird in Trebur nur eine Kuh von den Oppenheimer mitgenommen, aber keine Gebäude angegriffen? War es zu schwer zu belagern oder gab es nichts zum belagern? Wollte man vielleicht das Gebiet, das man als rechtmäßig staufisch ansah schonen? Und wie war die Groß-Gerauer Kirche befestigt? Heute befindet sich um die Kirche, die sich auf einem Hügelchen wie Trebur befindet, eine Mauer ganz ähnlich der in Trebur. Ist diese Mauer die Nachfolge der einfachen Befestigung und wenn ja, ist dann Diether von Katzenelnbogen auch für die Ummauerung der Treburer Kirche verantwortlich? Eine Sache die es wert ist weiter nachzubohren!
1257 Konrad II von Dornberg stirbt ohne Nachkommen, bereits 1245 hatte er die Burg Dornberg unter Vorbehalt an den Mainzer Kämmerer Arnold, einem Verwandeten übertragen. Mögliche Anrechte Diethers von Katzenelnbogen ignoriert er dabei. Diether von Katzenelnbogen jedoch nimmt gleich nach dem Tod Konrads Burg und Grafschaft in besitzt.
1258 nimmt er wahrscheinlich wegen Streitigkeiten hinsichtlich Zwingenberg den Mainzer Erzbischof Gerhard von Eppstein II. gefangen.
1259 Graf Diether von Katzenelnbogen versucht vergeblich aus der Münzenberger Erbschaft die Grafschaft Haselberg, das Gericht zu Langen und anderen Besitz an sich zu bringen, vermag jedoch die Herrschaft Dornberg als erledigtes Lehen einzuziehen.
1260 König Richard bestätigt dem Grafen Diether v. Katzenelnbogen die jährlichen Einkünfte von 50 Mark aus dem Schultheißenamt zu Boppard und 50 Mark aus den Gütern des Reiches zu Trebur, die ihm der verstorbene König Wilhelm übereignete 1). Er soll sie solange genießen, bis durch den Spruch der Fürsten bestimmt ist, wie lange diese durch den König erfolgten Verpfändungen beobachtet werden sollen
Nach dem Tod von Wilhelm von Holland sieht sich Diether von Katzenelnbogen gezwungen sich das Gut Trebur erneut bestätigen lassen, es bestünde sonst die möglichkeit, dass Richard von Cornwall das die Pfandschaft nicht anerkennt und Trebur einzieht
1265 wird der Versuch der Brüder Diether von Katzenelnbogen und Eberhard von Katzenelnbogen sich das Jagdrecht in der Dreieich anzumaßen von den Münzenbergischen Erben (Falkensteiner) zurückgewiesen.
1269 Der römisch-deutsche König Richard von Cornwall verleiht Graf Diether von Katzenelnbogen für dessen Töchter das Nachfolgerecht in den Reichslehen (Trebur).
Diether möchte sicher gehen das das Gut Trebur im Besitz der Familie bleibt, daher muss er dafür sorgen das das Gut erbfähig ist und zudem auch seine Töchter als Erben bedacht werden können
1275 Graf Eberhard von Katzenelnbogen tritt in die Dienste von König Rudolf von Habsburg.
1276 Graf Diether von Katzenelnbogen stirbt. Wilhelm von Katzenelnbogen folgt ihm nach. König. Rudolf nimmt seinen Getreuen und Familiaren Graf Eberhard v. Katzenelnbogen wegen seiner erprobten Dienste als seinen und des Reiches Burgmann in seine Burg Oppenheim auf und verspricht, ihm 500 Mark. Silber dafür zu geben 1). Hierfür weist er. dem Grafen und seinen Erben folgende Güter pfandweise als Lehen an: sein Dorf Trebur mit Herbergsrecht, Wagenfuhren, Falkenfang und allem Zubehör mit allen Rechten, die das Reich im genannten Dorfe besitzt, Dornheim mit allen zugehörigen Rechten, die Hälfte des Dorfes Krumstadt (Crumbe-) mit allem Recht, das dem König dort zusteht, und den Forst Schlüchter (Sluh-). Wenn der Graf oder seine Erben die 500 Mark erhalten haben, sollen sie dafür Eigen kaufen und vom König als Burglehen empfangen, wodurch der Graf und seine Erben verpflichtet werden, entweder selbst oder durch einen Ritter in der Burg Residenz zu halten.
Trebur ist nun Lehen und Katzenelnbogen sitzt nun selbst in der Burg Oppenheim. Damit ist Oppenheim als Gefahr ausgeschaltet
1277 Ersterwähnung der Marienkapelle. Steht wohl im zusammenhang der erneuten Vergabe Treburs an Katzenelnbogen
1278 Graf Eberhard von Katzenelnbogen gehört zu den vom König beauftragten Vertragschließenden des Landfriedens im Elsaß, am Rhein und in der Wetterau und erscheint erstmals als Reichsamtmann in Oppenheim.
1293 König Adolf erklärt, dass sein geliebter Oheim, Graf Eberhard v. Katzenelnbogen, Reichsburgmann in Oppenheim, mit königlicher Zustimmung den Ritter Emercho Flügel v. Nierstein zu seinem Vertreter auf dieser Burg als Burgmann eingesetzt und ihm dafür aus den gräflichen, in Trebur fälligen Einkünften des Oppenheimer Burglehns einen jährlichen, am 1. Okober. zahlbaren Betrag von vier Mark Kölner Pfennig angewiesen hat
Trebur und Oppenheim scheinen seine direkte Attraktivität verloren zu haben, den die Katzenelnbogener setzten ihren Mann Emercho Flügel nun für beides ein. Hintergrund könnte sein das das Land nun soweit gesichert ist das eine dauerhafte Präsenz nicht mehr notwendig ist.
[…] http://www.tribur.de/blog/2023/05/13/eine-karolingische-truhe/ […]
Freut mich wenn ich die Anregung für den Nachtrag war. Tatsächlich hat dieses Bild und die Darstellung auf dem Teppich…
Wieder eine sehr schöne Diskussion des Themas. Dein eines Zitat gibt es ja wieder, aber Du hattest es weiter oben…
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…
Ein kurzer Gruß von einem stillen Leser, mit den besten Wünschen fürs neue Jahr! Danke für dieses schöne inspirierende Blog!