Die Burg Haßloch
Die meisten Burgen im Kreis Groß-Gerau sind verschwunden. So auch die Burg Haßloch im gleichnamigen Rüsselsheimer Ortsteil. 1155 verkaufte das Mainzer Stift St. Alban einen Hof an das Kloster Eberbach in. Der Hof wurde 1330 von Kuno von Falkensteine gekauft.
Die Falkensteiner waren es dann, die nahe dem Klosterhof eine Wasserburg bauten. Das ermöglichte es den Falkensteiner sich in der Gegend unbeliebt zu manchen und dDafür schafften sie es dann eben als Raubritter in die Sagen/Geschichtenwelt der Region:
(…)Dort, wo das Unterholz am dichtesten war, dort brachen sie hervor, Männer zu Pferde und zu Fuß, mit Eisenhauben und Brustpanzern und Beinschienen. Die Reiter waren von oben bis unten geschient, ihre Visiere geschlossen. Dem ersten Stangenreiter gings an die Gurgel. Die Wegelagerer girffen in die Zäume der Zugpferde. Die Kaufleute und Roßknechte wehrten sich. Auch ihre Hunde hatten sie losgelassen. Es prasselte und klirrte, fluchte und brüllte. Die Gäule rissen am Geschirr, wiehrten und bäumten sich hoch. Wohl blieb mancher von den Räubern im Wege liegen mit zerspaltenem Kiefer und zerbissenen Schenkel. Aber sie waren doch die geübten Kämper, besser geschützt, sie waren die Mächtigen. Was nützt aller Mut der kaufleute, was nützte dieverzweifelte Abwehr? Sie waren letztlich die Unterlegenen. Wer von ihnen nicht verblutete, wurde gefesselt und weggeführt. Auch Pferde und Wagen wurden weggeführt. Wohin? Das wußte keiner. Die wenigen Gefangenen sahen grauenvollen Tagen entgegen
Die RaubritterJahrelang schon ging das so. Die Raubüberfälle mehrten sich, nicht bloß auf der alten Frankfurter Straße, nein, auch auf der alten Mainzer Straße, auf der die Kaufleute von der Reichsfähre von Weisenau über Bischofsheim, Rüsselsheim, Raunheim, Mönchhof, Klaraberg, Kelsterbach, Unterschweinstiege, Sachsenhausen nach Frankfurt zogen.. Auch auf der Rüsselsheimer Straße, die von Rüsselsheim über Mönchbruch, Nikolauspforte, Gräfenhausen nach Darmstadt führte, wurden die Kaufmannszüge überfallen. All die Handelswege durchnitten denselben großen Wald, der zum Fluch für Handel und Wandel geworden war. Also doch verfluchter Wald!
Aber wo lag das Raubnest, in dem die kostbaren Waren und Güter verschwanden, in dem die armen Gefangenen in den Verliesen schmachteten, bis sie durch hohes Lösegeld wieder frei wurden? Und wer waren die Raubritter und Wegelagerer, die raubten und mordeten, die Wege unsicher machten und das Land in Angst und Schrecken versetzten?
Zwei Brüder waren es, Kuno und Philipp von Falkenstein, beide von starkem Körperbau, mutig und verschlagen. Sie hatten 1331 den Hof Haßloch erworben und bauten dort eine Wasserbeurg, eine Wasserburg mit breitem Graben und dickem Burgturm als Schutz. Beide Herren waren Zänker und Stänker, die viele Fehden durchzufechten hatten. Sie waren die ärgsten Räuber und fügten den Kaufleuten aus Mainz, Worms, Speyer, Frankfurt Gelnahusen, Friedberg und Wetzlar größten Schaden zu. Schon einmal war die Burg eingenommen und geschleift worden. Aber die beiden Brüder waren entkommen und bauten sich ihre Burg wieder auf.Da gelang es Erzbischof Gerlach zu Mainz, das Raubnest endgültig zu besetzen. Er legte eine starke besetzung hinein und gab es nicht wieder frei. Und was wurde aus Kuno von Falkenstein? Er wurde Erzbischof von Trier.
Aus „Unser Heimatkreis Groß-Gerau“ (1967)
Das liest sich so ganz nett und sehr dramatisch, stimmt aber nicht wirklich. Kuno II. von Falkenstein war es, der zum Bischof von Trier wurde. Kuno II. war aber schon ab 1325 in Mainz, als 5 jähriger, in kirchlichem Dienst. Es war also nicht Kuno II. der sich als „Raubritter“ betätigte, sondern sein Vater Kuno I. von Falkenstein und sein Bruder Philipp.
Des weiteren weckt das Wort „Raubritter“ und die Beschreibung ihrer angeblichen Taten einen falschen Eindruck von die Falkensteiner. Die Falkensteiner waren Erbe der Münzenberger und dadurch im Besitz von viel Land in der Wetterau und der Dreieich, zusätzlich zu ihren Besitzungen am Rhein. Unter anderem besaßen sie auch die Vogteirechte in der ehemaligen Pfalz Trebur aus dem Erbe der Münzenberger!
Durch den Bau der Burg Haßloch werden sie auf keinen Fall plötzlich verarmt sein und dazu gezwungen gewesen sein plötzlich schnöde Händler zu Meucheln. Was hier ablief, waren machtpolitische Spielchen. Bereits 1301 waren die Falkensteiner im Rheinischen Zollkrieg incolviert. Diese Zollkonflikte zwischen Mainz, Köln und diversen adligen Familien waren immer noch nicht ausgeräumt.
Die Falkensteiner erhoben auf dem Handelswegen durch ihr Gebiet Zölle, die sie mittels der Burg Haßloch durchsetzten. Für die Mainzer, die die Route häufig nutzten, z.B. nach Frankfurt oder Aschaffenburg, waren diese Zölle unrechtmäßig – Raubrittertum.
Zuerst wurde die Burg 1352 durch Erbischof Balduin von Trier zerstört. Entgegen eines Schiedsspruches Kaiser Karls IV. baut Kuno von Falkenstein die Burg wieder auf. 1355 zerstörte die Stadt Frankfurt Teile der Burg und 1356 hatte schließlich Bischof Gerlach die Burg erobert und von Kaiser Karl IV. das Recht zur Stadtgründung erhalten, zu der es jedoch nicht kam. 1358 ist Edelknecht Konrad von Nassau Burggraf in Haßloch. Die Burg verlor jedoch ihre Bedeutung und wurde letztendlich im 30jährigen Krieg zerstört.
Heute steht auf dem Gelände der Burg, hinter der Kirche von Haßloch gelegen, ein Altenheim in einer quadratischen Grünfläche, die noch das Burggelände markiert. Hier kann man sich eine Rekonstruktion der Burg ansehen.
(Quelle: Lagis, Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen)
Wer noch mal was von Metzner zu Haßloch lesen will, kann sich mal hier hin begeben und feststellen, dass er da was vollkommen anderes zur Stockstraße sagt als beim Vortrag in Trebur… Tja…
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