Gott will es – Unnützer Text zum Karfreitag
Hier wieder ein Text, den niemand zu lesen braucht, wenn er nicht will. Einfach etwas das mir so in der Birne rumspukte und irgendwie zum Karfreitag passend ist.
„Gott will es“, dieser Satz geistert mir schon seit einigen Wochen im Kopf herum, so das ich mir mal eine Art Brainstorming dazu machte.
„Gott will es“ – Es war nicht Papst Urban II, der diesen Satz auf der Synode von Clermont rief, um zum Kreuzzug aufzurufen. Es war das Volk das ihm so auf seine Predigt antwortete und damit einen Satz sagte, den sich Bild oder eine Werbeagentur nicht besser hätte ausdenken können.
„Deus lo vult“ skandierte das Volk in einem schlechten Latein, was mich an die Bibel erinnert als das Volk die Freilassung des Barabbas anstelle von Jesus fordert.
„Gott will es“ -. Aber was will er denn? Den Kreuzzug? Die christliche Nächstenliebe? Oder doch lieber Maoam?
„Gott will es“ ist ein furchtbares Totschalgsargument! Es gibt glaube ich kein furchtbareres. Man schiebt jeglich Verantwortung von sich, das Hirn wird ausgesschaltet und weil Gott es ist, der etwas will, kann man sich nicht einmal dagegen wehren, denn Gottes Wille geschieht ohnehin. Es ist wie „´türlich ist Krieg doof, aber wir haben nur unsere Befehle befolgt“.
„Gott will es“ rief man auf der Synode von Clermont am 27.11.1095. Der Satz ist so universell das er jedem religös extremistischen System gut zu Gesichte steht. Evangelikale Christen in den USA bei der Koranverbrennung: „Gott will es!“, Islamistische Selbstmordattentäter: „Gott will es“, sogar Gaddafi ist es zu zutrauen: „Gott will es!“
Der englische Theologe Radolfus Niger schrieb 1188 in seinem Werk „De re militari“ den Satz „Deus non vult“ – „Gott will es nicht“, oder rückblickend gesagt, „Das hat Gott nicht gewollt“.
Wenn ich losziehen würde und jemanden töte mit der Begründung „Gott will es“, würde ich mit Sicherheit auf psychische Störung hin untersucht werden. Erst recht wenn ich behaupten würde, Gotte hätte mir das direkt gesagt. Das Erste was die katholische Kirche übrigens macht wenn jemand Stimmen, z.B. von Maria, hört und prüft ob es sich um ein Wunder handelt, ist zu fragen ob man die Stimme in sich oder aus einer bestimmten Richtung hört. Hört man die Stimme in sich, hat man gute Chancen auch von der Kirche den Rat zu einer Therapie zu bekommen. Ich frage mich was das über die eine christliche Gemeinschaft in Darmstadt aussagt bei der im Hof steht „…nach klarem inneren Auftrag eine Kapelle zu errichten…“?
Aber wer ist dieser Gott, der ES will? Es ist der Mensch selbst! Wie Hegel und Nietzsche schrieben ist Gott tot, nicht weil die beiden es sich es gewünscht hätten, nein. Sie waren der Meinung das der Mensch selbst Gott getötet hat. Es war aber nicht die Wissenschaft die Gott tötete, wie Nietzsche postulierte, denn Gott war schon vorher Tod. Der Mensch hat ihn mit der Verwendung von Sätzen wie „Gott will es“ getötet. Mit Sätzen wie diesen hat der Mensch selbst die moralische Idee eines Gottes ad absurdum geführt.
Konsequenter wäre es in der Tat gewesen zu sagen:
WIR MENSCHEN wollen es, weil uns 500 Jahre der gewaltsamen Eroberung von urchristlichen Gebieten durch den Islam, mittlerweile zum Halse heraushängen – unsere Geduld wurde über Gebühr beansprucht, wir haben lange genug tatenlos zugesehen! Schande über uns, dass wir nicht schon viel früher gemeinsam etwas gegen euch und eure Eroberungskriege unternommen haben!
Aber die Christenheit hatte das Problem, dass in der Bibel nichts in appelativer Form von einem Krieg im Namen Gottes stand – im
Gegensatz zum Koran der Moslems, in dem man an allen möglichen Stellen unmissverständlich nachlesen kann (und zwar über 200 mal), man solle die Ungläubigen töten.
Aber so ist das eben, wenn die eine Religion von einem linken Pazifisten, und die andere von einem verhaltenskreativen Räuberhauptmann gegründet wird.
Naturgemäß haben es da die Anhänger ersterer Religion schwer, auf Gewalt in probatem Maße zu reagieren, ohne gleich in Widerspruch zu den eigenen religiösen Leitlinien zu geraten.
Da muss man sich eben ab einem bestimmten Punkt, dem kulturellen Selbsterhaltungstrieb gehorchend, so etwas wie den bellum iustum aus den Fingern saugen.
Unehrlich zwar, und im krassen Gegensatz zu dem, was der Religionsgründer empfohlen hat (schlägt man dich auf die eine Wange, halte auch die andere hin), aber letztendlich der einzige Weg um das zu erhalten, was einem am wertvollsten erscheint.
Prinzipienreiterei an dieser Stelle, ist etwas für die glücklich Nachgeborenen und Moraltheologen.
Andererseits gab es im Christentum auch so etwas wie eine Gegenbewegung zum bellum iustum – die truga dei – welche wiederum sehr der ursprünglichen Glaubenslehre des Christenutms folgt. Erstaunlicherweise „vergisst“ man diesen „Gottesfrieden“ überaus gerne, wenns darum geht, das Christentum jener Tage moralisch einzuordnen. Lieber wird mit schwarz-weißen Schablonen argumentiert. OK, eigentlich meist nur mit schwarzen…
Ich persönlich sehe an den Kreuzzügen jedenfalls nichts unmoralisches – im Kontext der Zeit.
Wer die Menschen einer bestimmten Epoche verstehen will, der muss zuerst verstehen, was ihnen am wichtigsten war.
Und das war im Mittealter nun einmal die persönliche Religion.
Es gibt leider Weltgegenden, da ist diese „mittelalterliche“ Geisteshaltung definitiv auch heute noch allgegenwärtig.
Eine unschöne, global viele Probleme verursachende Tatsache, die uns möglicherweise weitestgehend erspart geblieben wäre, wäre den Kreuzzügen einst ein langfristiger Erfolg beschieden gewesen.
Ich finde deshalb, nicht für die Kreuzzüge sollte man sich fremdschämen – denn die fielen weder in ihrer Art, noch in ihrem Umfang, aus der Rolle dessen, was damals üblich war (siehe z.B. die Mongolenstürme, die zeitgleich stattfanden) – sondern eher dafür, dass unsere Altvorderen durch Zwist, Egoismus und Hader, sie nicht zu einem erfolgreichen Ende hatten führen können.
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Den Vergleich zwischen evangelikalen Christen und deren einmaliger Koranverbrennung, mit den permanenten Bombenanschlägen durch Moslems und den ebenfalls sehr dem Islam verhafteten Staatsterroristen und Massenmörder Gaddafi, finde ich überaus befremdlich.
Das verharmlost indirekt, auch wenn du es sicher nicht so beabsichtigt hast, den Tod von zigtausenden Menschen, die islamisch motivierter Gewalt zum Opfer gefallen sind.
Nicht alle Moslems sind Terroristen, aber fast die gesamte religiös motivierte Gewalt, geht heute von Moslems aus.
Das sollte man so ganz klar ansprechen und nicht ein paar vergleichsweise harmlose evangelikale Christen als Feigenblatt benutzen, bloß damit die eigenen religionskritischen Gedankengänge nicht allzu einseitig wirken.
Nur meine ganz persönliche, unverblümte Meinung.
Kleine Rechtschreibkorrektur: „treuga dei“ sollte das heißen.
Gott bewahre mich vor diesen Islamhassern und rechtem Gedankengut, wie es hier (mal wieder) verbreitet wird. Ihr seid Hetzer! Und bitte bedient euch nicht der christlichen Aussagen. Ja, denn da ist von Frieden halten die Rede und von Liebe, die keinen ausgrenzt, auch nicht die, die uns nicht passen (also euch auch nicht – ja, das muss ich auch aushalten!). Ja, das ist so. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Da braucht ihr gar nicht zu schwadronieren.