Trebur und die dreieckigen Marktplätze
Ich hab ja schon davon geschrieben das Trebur einen dreieckigen Marktplatz am alten Rathaus besitzt und das dies eigentlich eine typisch ottonische Geschichte ist, was auch in Trier und Quedlinburg zu sehen ist. Ich habe ja bei der ganzen Geschichte, genau wie bei der Kirche, Heinrich II. im Verdacht. Aber es ist einfach nur eine Vermutung.
Gestern will es der Zufall das ich beruflich in Groß Gerau war und als ich aus der Tür trat, von dem was übrig blieb, was mal eine große regionale Tageszeitung war, dachte ich: “ Ach, der Sandböhl! wie oft hast du hier im Kaffee gesessen, wenn du Schule geschwänzt hast!“ und dann wurde mir bewusst das der Platz dreieckig ist. Nicht nur das . Hinter der flachen Seite steht eine Kirche, so wie in Trier und in Quedliburg, nur das Rathaus davor fehlt.
Tatsächlich ist der Sandböhl das alte Zentrum von Groß Gerau, bevor der Ort über den „Burggraben“ hinauswuchs. Auch hier bedeutet Burg natürlich wieder Stadt. Das Zentrum lag um diesen Platz bzw. dem Hügel der Kirche, bevor er sich nach Osten zum alten Rathaus erweiterte und danach weiter wuchs, wobei dann der ganz neue Marktplatz entstand.
Wie ebenfalls bereits erwähnt führen dreieckige Marktplätze immer zwei Handelstraßen zusammen, in Groß Gerau führen aber die Straßen ins nichts. Das lässt sich eigentlich relativ leicht erklären. Mit der Bildung des neuen Zentrums um das Rathaus verlagerten sich auch die Straßen, deren Namen auch auf ihre Bedeutung hinweisen: Mainzer Straße und Frankfurter Straße. Die ursprüngliche Mainzer Straße führte auch über Trebur! Und zusammen führten die Straßen dann nach Süden.
Passt also alles in Muster. Was jetzt die Sache wieder interessant macht sind die Urkunden zu Groß-Gerau, oder Geraha wie es hieß. Geraha war ein kleineres Krongut, stand aber nicht in direkter Verbindung zum Fiskus Trebur. Geraha wurde 910 erstmalig in einer in Trebur ausgestellten Ukrunde erwähnt, ernsthaft los geht es aber erst 1002. Da schenkt Heinrich II Geraha auf Bitten von Willigis, Königin Kunigunde und dem Bischof von Würzburg an das Bistum Worms (Regest 1498), dann wird es 1009 erwähnt. Irgendwie muss Geraha wieder in den Besitz von Heinrich gekommen sein, den nun verschenkt er es dem Bistum Bamberg (Regest 1707), seinem „Heimatbistum“. Es scheint also auch hier der Fall gewesen zu sein das Heinrich mit Gerau etwas vorhatte, bzw. sich in dieser Zeit einiges vor Ort änderte.
Wenn ich mich recht erinnere befindet sich auch am Sandböhl eine Reihengräberfriedhof, wie in Trebur am Marktplatz. Leider finde ich im Moment nichts dazu…
Hat der Sandböhl schon immer diese Form (s. alte Karten) oder ist diese bedingt durch die neuzeitliche Bebauung? Ältere Gebäude stehen ja nur noch an ein paar Stellen.
Gruß
Marco
Auf den ältesten Karten, die ich gestern finden konnte, hatte er diese Form sogar noch ausgeprägter als heute. Ein wenig kann man das auch auf der Postkarte erkennen. Man blickt genau dorthin wo heute die Volksbank steht.