Oppenheim, Heinrich und Keller
Wenn man Trebur und Heinrich IV. nennt, muss man auch zwangsläufig Oppenheim erwähnen. Oppenheim war der Ort an dem sich Heinrich IV. aufhielt während in Trebur die Fürsten tagten und ihn zur „Lösung vom Bann in Jahr und Tag“ verurteilten bzw. aufforderten. Nur über Boten war es ihm möglich mit dem Fürstentag zu kommunizieren, denn der Bischof von Mainz hatte sämtliche Schiffe zwischen Worms und Mainz beschlagnahmen lassen.
Doch das Oppenheim das Heinrich IV. besuchte war nicht das Oppenheim das wir heute sehen. Eine Burg Landskron oder eine Katharinenkirche gab es nicht. Zwar war Oppenheim 1008 zum Markt erhoben worden, aber die Landmarken, für die es heute so bekannt ist, entstanden erst in staufischer Zeit.
Landeskonservator Ruprecht geht davon aus das sich in Oppenheim das römische Buconica befand, da man in Oppenheim Bodenfliesen, Wasserbecken und Ziegel fand. In Nierstein dagegen nur Grabmäler.
Später entstand hier ein fränkischer Könisghof den Karl der Große dem Kloster Lorsch überschrieb. 1008, wie bereits gesagt, wurde Oppenheim Markt. 1225 wurde Oppenheim freie Reichsstadt. Wohl zur selben Zeit wird aus der einfachen Befestigung auf dem Hügel eine staufische Reichsburg, Kirchen werden gebaut und nun floriert auch der Handel. Die Oppenheimer beginnen (spätestens jetzt) im stabilen, aber leicht zu bearbeitenden Lösboden Keller anzulegen. Die älteste in den Keller gefundene Fliese stammt aus der Zeit von 1250 und ein Balken konnte auf 1255 datiert werden. Hier konnten Waren gelagert werden und Wein kann reifen. Keller um Keller wird angelegt.
Doch Oppenheim hatte nicht nur friedliche Zeiten, so lag man im Dauerklinch mit der Burgbesatzung und 1689 brannte die ganze Stadt ab. Doch die Oppenheimer bauten sie wieder auf. Jedoch etwas anders als zuvor! Die Schutthaufen der alten Häuser blieben liegen und man baute auf die Freiflächen daneben, in Gärten auf ehemaligen Straßen usw. Da aber die alten Keller weiter genutzt wurden war man gezwungen Tunnel vom neuen Haus zum alten Keller anzulegen, was dazu führte das man, von Haus A zu Keller A zu kommen man unter Haus B durch geht und der Keller sich zum Teil unter Haus C befindet…. Chaos perfekt!
Im zweiten Weltkrieg wurden die Keller noch zum Luftschutz genutzt um danach so gut ignoriert zu werde, das man sie fast vergaß. Hin und wieder bildeten sich Risse an Häuser, aber das wurde zunächst ignoriert. Ab den 70ern gab es aber immer wieder Erdeinbrüche und am 4. November 1986 verschwand ein Polizauto in einem Krater der sich in der Straße öffnete. Ein Wasserrohrbruch hatte einen Hohlraum zwischen einem Keller und und der Straße geschaffen. Man war gezwungen zu handeln. Jedoch fand man den Wasserrohrbruch nicht. Am Hangende der Straße sammelte sich jedoch Schlamm. Der Hang war mit einer Mauer gesichert, die einen vermauerten Durchgang besaß. Man brach ihn auf und Meterhoch stand darin der Müll und zwischen drin
noch 2 Autowracks die man hier einst abgestellt hatte, den Raum zum Müllabladen verwendete und dann eifach zumauerte. So lief das in ganz Oppenheim!
Bei einer Führung erzählte mir eine Dame, die vor dem Krieg in einem Haus am Markplatz gewohnt hatte, das sich im Haus eine Toilette befand. Sehr ungewöhnlich, denn normalerweise gings dazu „übern Hof“. Diese Toilette war ein Plumpsklo das in ein Gewölbe führte. Jedoch war es irgendwann voll. Dann wurde die Tür abgeschlossen und man wartete einige Monate und Regenschauer ab und das Klo war wieder benutzbar und das Gewölbe leer. Wo hin der Mist lief weiß keiner. An dieser Stelle sind die Keller auch heute noch nicht erkundet.
Heute kann man einige Teile der Keller besichtigen, es lohnt auf jeden Fall! Die Geschichte ein Gang würde auf die Burg Landskron führen ist allerdings frei erfunden.
Ebenfalls sehenswert ist die Katharinenkirche in der sämtliche Baustile von der Romanik bis in die späte Gotik vertreten sind. Im Westchor der Katharinenkirche sollen sich auch Steine mit dem gleichen Steinmetzzeichen wie am Eingangsportal Laurentiuskirche befinden. Der Westchor wurde ab 1414 vom Frankfurter Baumeister Madern Gerthener und seiner Hütte errichtet.
Für die Geschichte die Steine der Pfalz sollten zum Bau der Stadt Oppenheim verwendet worden sein gibt es aber keine Hinweise. Eine Chronik in der angeblich der Steintransport nach Trebur verzeichnet sein soll, gibt es nicht und gab es nach Auskunft des Oppenheimer Geschichtsverein nie.
Auch die Geschichte Oppenheim sei zu Zeiten Heinrichs IV. eine bedeutende Handelsstadt gewesen, entbehrt jeder Grundlage. Das sich Heinrich in Oppenheim niederlies und aus Meldung aus Trebur wartete hat eine viel einfachere Begründung. Es gab hier eine Fährmöglichkeit für den Boten und Nackenheim, wo sich die Nackenheimer Schwelle befand, war zu nah an Mainz und mit dem Mainzer Bischof war einfach nicht zu spaßen! Oppenheim wuchs wahrscheinlich an den Marktagen an und wurde danach wieder zum kleinen Flecken. Die Dependancen der großen Händler aus Mainz oder Worms kamen erst unter den Staufern nach Oppenheim.
Von Heinrich IV. in Oppenheim hab ich immer ein etwas verklärtes Bild: Im obersten Stock eines requirierten Wohnturms läuft der König nervös auf und ab. Ein Diener bringt einen neuen Krug Wein (Oppenheimer Krötenbrunnen?) in einer Pingsdorfer Kanne. Der König schaut aus dem Fenster hinüber ins Nachtschwarze Rheintal wo die Pfalz leicht erleuchtet ist und von den Kaminen weißer Rauch aufsteigt. Sein Blick sucht den Rhein ab. Wo ist die schaukelnde Laterne des Kahns mit dem der Bote unterwegs zu ihm sein sollte? Naja, zu viel Fantasie!
Schöne Führungen kann man übrigens bei der Stadt Oppenheim , beim Weinhaus Völker und bei der Sektkellerei Gillot machen.
Literatur: Die unterirdische Stadt Oppenheim von Thomas Ehlke im Emons Verlag
Jetzt noch einmal dieselben Überlegungen wie beim Überfall auf Paris 100 Jahre später (siehe früherer Blog): wieso konnten die in…
[…] http://www.tribur.de/blog/2023/05/13/eine-karolingische-truhe/ […]
Freut mich wenn ich die Anregung für den Nachtrag war. Tatsächlich hat dieses Bild und die Darstellung auf dem Teppich…
Wieder eine sehr schöne Diskussion des Themas. Dein eines Zitat gibt es ja wieder, aber Du hattest es weiter oben…
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…