Eine römische Brücke im Ried
Die Römer haben in vielfältiger Weise ihre Spuren im hessischen Ried hinterlassen. In der ländlichen Gegend fanden sich zahlreiche Villa Rusticae. Diese lagen Abseits der „Hauptstraßen“, der Straße von Mainz über Groß-Gerau nach Ladenburg, erbaut um 69-79 unter Vespasian und der „Bergstraße“ von Frankfurt über Darmstadt nach Heidelberg, erbaut unter Domitian (81-96) und waren mit diesen über kleinere Straßen verbunden.
Eine dieser kleineren Straßen konnte 2001 durch Holger Göldner indirekt nachgewiesen werden. Diese Grabung gab auch Aufschluß über die landschaftlichen Bedingungen zur Römerzeit.
Bereits 1934, als der Reichsarbeitsdienst Entwässerungsgräben anlegte, wurden zwischen Gernsheim und Bickenbach Pfähle im Boden gefunden, die der damalige ehrenamtliche Denkmalpfleger als Bohlenweg durch den Sumpf des Altneckars ansah. 1967 kamen beim Pflügen weitere Pfähle zum Vorschein. Zwischen 1969 und 76 erfolgten anschließend erste Untersuchungen wobei eine Sumpfbrücke gefunden wurde.
sie war mindestens 300m lang. 3 Eichenpfähle bildeten jeweils ein 3,5m breites Joch, wobei die Joche in einem Abstand von ca. 3m gesetzt waren. Die Pfähle waren zwischen 25 und 40cm stark und 5m lang. Mittels Dendrochronologie konnte eine Entstehung in der Mitte des 2. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung angesetzt werden.
Anfang des 3. Jahrhunderts war die Brücke marode geworden und und durch einen Damm aus horizontal verlegten Hölzern und einer Kies-Sand-Schicht verwandelt worden.
Man geht davon aus das die Römer allein in dieser einzigen Brücke einer „Seitenstraße“ über 700 Eichen verbauten!
Die Brücke mündete in ein Kleinkastell von 57×48,5m größe östlich des Sumpfes, das mit etwa 40 Mann besetzt war. Die Brücke wurde jedoch erst errichtet als das die Erschließung der Region beendet und die Befestigung aufgegeben worden war. Es darf jedoch mit einem entsprechenden Vorgängerbau gerechnet werden.
Landschaftlich darf hier mit einem sumpfigen Gebiet gerechnet werden, das zuweilen, etwa bei Hochwasser, auch eine Wasserfläche gebildet haben dürfte. Die Vegetation war bereist stark verändert worden, wobei gerade an Eichen ein regelrechter Raubbau betrieben wurde.
Eine weitere, wohl recht ähnlich Brücke befand sich einst östlich von Trebur. Auch hier wurde in den 30ern Pfähle im Boden gefunden, die jedoch nicht weiter untersucht wurden und deren Position heute nur noch ungefähr bekannt ist. Es war wohl die Brücke für die Verbindungstraße von Mainz nach Groß Gerau.
Quelle: Hessen Archäologie 2001, Holger Göldner: Schaurig ist´s übers Moor zu gehen, sowie: Die Vegetation des hessischen Rieds während der Eisenzeit, der römischen Kaiserzeit und dem Frühmittelalter von C. Singer 2006 (online hier)
Jetzt noch einmal dieselben Überlegungen wie beim Überfall auf Paris 100 Jahre später (siehe früherer Blog): wieso konnten die in…
[…] http://www.tribur.de/blog/2023/05/13/eine-karolingische-truhe/ […]
Freut mich wenn ich die Anregung für den Nachtrag war. Tatsächlich hat dieses Bild und die Darstellung auf dem Teppich…
Wieder eine sehr schöne Diskussion des Themas. Dein eines Zitat gibt es ja wieder, aber Du hattest es weiter oben…
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…