Otto III., Heinrich II. und die Kirche
Otto III. war im deutschen Teil des Reiches nicht sonderlich beliebt. Ihm wurde vorgeworfen sich zu oft in Rom/Italien aufzuhalten, die Güter an den Papst zu verschachern und sich nicht um die Heimat zu kümmern. Kurzum, der Deutsche mag es nicht wenn sich sein Herrscher im Ausland aufhält (siehe Friedrich II.)
Als Otto Ende Januar 1002 im Alter von nur 22 Jahren in Italien starb, kolportierten die Chronisten später, der frühe Tod sei eine direkte Strafe für die Vernachlässigung der Heimat. Von Reue des Königs ist auch zu lesen, er habe den Thron abgeben und sich ins Kloster zurückziehen wollen und wollte nur noch das gröbste im Reich wieder in Ordnung bringen… Käse sage ich. Percy Ernst Schramm folgend, denke ich das hinter dem Verhalten Ottos ein Plan steckte. Eine Festigung und Erweiterung des Reiches, bei der Italien eingeschlossen ist und Polen zumindest als foederati eine wichtige Rolle spielte. Rom spielte als Symbol darin eine wichtige Rolle gegen Konstantinopel.
Aber nun zu Heinrich II.
Nach dem Tod Ottos, wurde er in Richtung Aachen geschafft um ihn dort beizusetzen. In Bayern wurde der Leichenzug von Herzog Heinrich empfangen, der ebenfalls aus dem sächsischen Geschlecht der Luidolfinger (Ottonen) stammte. Heinrich, Sohn des Herzogs Heinrich der Zänker, war in Hildesheim und Regensburg für ein klerikales Leben ausgebildet worden. Der Grund als Erstgeborenener diesen Weg zu beschreiten lag wahrscheinlich am Konflikt Otto II. mit Heinrich dem Zänker. Otto hatte den Herzog inhaftieren lassen und möglicherweise den Sohn Heinrichs in Kloster stecken lassen, damit dieser die Thronfolge in Bayern nicht antreten konnte. Als Otto II. starb, versuchte sich Heinrich der Zänker wieder an die Macht zu Putschen. Im Reich war zu dieser Zeit zwar nominell der 3 jährige Otto III. an der Macht, der hielt sich aber mit seiner Mutter Theophanu und Großmutter Adelheid in Italien auf, während Erzbischof Willigis von Mainz und Äbtissin Mathilde von Quedlinburg die heimischen Geschäfte leiteten (zu diesem Zweck waren den Zweien eine ganze Reihe Güter anvertraut worden, darunter Trebur!). Williges rief Theophanu und Adelheid nach ins Reich zurück. In Rohr bei Meiningen unterwarf sich „der Zänker“.
Als der Leichenzug nun in Bayern eintraf, nutzte Heinrich die Gunst der Stunde und ließ die Eingeweide Otto III. in St. Afra in Augsburg beisetzten und zwang den Erzbischof von Köln zur Übergabe der Reichskleinodien. Das wichtigste Stück jedoch, die heilige Lanze fehlte. Die hatte der Erzbischof an Herman II. von Schwaben voraus schicken lassen, der sein Verwandter und Favorit auf den Thron war.
Nun entstand eine Zwickmühle. Krönungsort Aachen und Lanze war in der Hand der Anhänger Hermans von Schwaben. Kleinodien und Koronator, der Bischof von Mainz Willigis, waren auf der Seite Heinrichs von Bayern. Nun war schnelles Handeln gefragt und die Initiative ergriff Heinrich von Bayern, der sich kurzer Hand von Willigis ohne Lanze in Mainz krönen und salben ließ. Mehr als einen Monat später wollte man die Sache ein für allemal klären und alle Parteien trafen sich in Merseburg, wo Heinrich schon in vollem Pomp und im königlichen Habitus auftrat und damit seine Gegner quasi vor vollendete Tatsachen stellte. Den Schwur das sächsische Recht zu achten war nur noch eine Formalie und er erhielt die Lanze.
Soweit diese Sache, das wollte ich eigentlich garnicht erwähnen, ist aber immer wieder spannend.
Was brachte nun Willigis dazu gemeinsame Sache mit dem Sohn eines Feindes zu machen?
Stefan Weinfurter hat dazu eine einfache, wie auch einleuchtende Begründung. Durch die Fixierung Ottos III. auf Rom hatten die deutschen Bischöfe, allen voran Willigis an Einfluss und Macht verloren, zudem sah es so aus als verlöre Willigis sein vom Papst 975 verliehene Krönungsrecht, da es Otto III. zuzutrauen war in Aachen ein eigenes Bistum, genau für diesen Zweck einzurichten. Willigis hatte bereits als Machtdemonstration mit dem Bau des Mainzer Doms genau nach römischen Vorbild zu begonnen. Wie in Aachen ließ er Bronzetüren gießen. Jetzt musste auch er die Chance nutzen einen König zu krönen und nicht zu warten bis man sich in Aachen zu weiteren Schritten entschied. Mit List hatte sich Heinrich mit Reichskleinodien zu ihm durchgeschlagen und beide nutzten ihre Chancen.
Und Heinrichs Verhältnis zur Kirche?
Normalerweise beginnt ein Herrscher seine Regierungszeit mit einem Umritt durchs Reich und geht dann seinen regulären Geschäften nach. Heinrich II. aber führte nach seinem Umritt einen zweiten Umritt durch, zu den Abteien und Bischofsstädten! Und immer wieder gibt es Texte in denen Heinrich als Amtsbruder, Amtskollege oder sogar Mitbischof bezeichnet wird! Die Bischöfe sahen in ihm einen der Ihren, der das Reich Gottes wie kein zweiter durchsetzten sollte. Thietmar von Merseburg schreibt das der König oder Kaiser der Stellvertreter Christi auf irdischer Pilgerfahrt sei, weshalb er über allen Bischofen stünde und natürlich nur er allein das Recht besitzt Bischöfe einzusetzten. Auch Heinrich war dieser Auffassung, die Besetzung von Bischofssitzen war nicht nur sein Recht sondern seine „gottverdammte“ Pflicht 😉
Nur ein einziges mal schaffte es ein Bischof sich quasi selbst einzusetzten: Dietrich II.von Metz sein Schwager. Wohl aus Rücksicht auf seine Frau drückte Heinrich ein Auge zu, als aber sein anderer Schwager Adalbero in Trier den selben Schritt wagte, endete es im kriegerisch.
Aber Heinrich zeigte beim Einsetzten der Bischöfen auch andere seiten, die im Mittelalter einzigartig sind. Der Spruch „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ könnte treffender nicht sein. Über außergewöhnliche Bildung oder herausragende Leistungen, so Weinfurther, schafften es sogar 4 unfreie (!) ins Amt eines Bischofs: Durand von Lüttich, Gundekar von Eichstätt, Walter von Eichstädt und Godehard von Hildesheim!
Auch versuchte Heinrich die strenge Aachener Regel von 816, verbindlich für Kanoniker zu machen und strenger zwischen Kanonikern und Mönchen unterschieden werden. Heinrich selbst war unter dieser Regel in Hildesheim zum Kanoniker erzogen worden.
Entgegen Otto III., der das eremitische Mönchstum bevorzugte, förderte Heinrich II. die Mönchische Gemeinschaft. Dies lag an der Herkunft bzw. der Verwandschaft der Beiden: in Bayern war die benediktinische Lehre fest etabliert wodurch Heinrich sie als selbstverständlich empfand, Otto dagegen war von asketischen Mönchstum des Ostens durch seine Mutter Teophanu geprägt.
Zweifellos war Heinrich II. entscheidend von seiner Jugend als angehender Kanoniker und dem Weltuntergangsglauben jener Tage geprägt. Seine Ausprägung unterschied sich aber zu Otto III. in einem westlichen und damit mehr im Reich verhafteten Heilsgedanken. Otto war wohl eher durch seine Mutter östlich geprägt und der Meinung das Rom als Gegenpol bzw. gleichwertiger Partner Konstantinopels neu, vielleicht auch als Hauptstadt, entstehen müsse.
Und der Papst? Er ist immer noch nur ein Bischof, nur eben der von Rom. Und wenn Rom im Reich ist bestimmt der König/Kaiser wer dort Bischof ist!
Danke Christian, tatsächlich war ich vor 2 Jahren dort, muss aber gestehen das ich den Textilien wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe.…
Hi. Bin grad über den Artikel gestoßen. Wenn du mal in die Nähe von Hildesheim kommst: Im dortigen Domschatz befinden…
Nein aktualisiert nicht. Die müsste noch in der Variante wahrscheinlich noch irgendwo in meinem Archiv schlummern
Hallo Markus, hast du die Karte zwischenzeitlich zufällig für einen anderen Post/Vortrag/Ausstellung aktualisiert?
Pfalz Derenburg, es fehlt mi ein gesicherter Lageplan der Pfalz und der Vorburg