Die Schrifttafeln in der Laurentiuskirche
So, dann will ich mal ein klein wenig Aufklärungsarbeit für Trebur leisten.
Im Westbau (Vorhalle) der Laurentiuskirche gibt es drei Schrifttafeln. Sie erzählen mit einigem Pathos die Geschichte Treburs. 2 Tafeln hängen an der Nordwand des Westbaus, schwarzes Holz mit goldfarbener Schrift.
Es ist das sogenannte Treburer Gedicht. Auf einer der Tafeln ist es deutsch, auf der anderen in Latein zu lesen und stammt von 1837.
Als Neckar, Rhein un Mayn vorzeiten mich benetzte,
und wie man sagt und sieht hier eine Trifurth setzten,
War ich ein Dreystadt recht auf Griechisch, Theusch, Latei
und gar das andre Rom nach alter Zeugen Schein
Ich wars doch reut michs nicht einst, Marmor seyn gewese
Weil ich zu Eiffenbein durchs Licht des Wortes genesen,
dann Gott wohnt hier im aeht. O! Ewig Eins und drey
hilf daß mein höchster Ruhm hier immer allzeit sey.
Das mit dem „anderen Rom“ basiert auf einer „Sage“ die irgendwo seit dem 16. Jahrhundert rumgeistert, dass in es Rom ein Inschriftenstein gegeben habe in dem Trebur als das zweite Rom bezeichnet würde und es, wahlweise von Fürsten oder dem König zerstört wurde weil sie/er sich gegen den König/die Fürsten verschworen hätten…
Die zweite Tafel, die Furchtbarere, stammt aus den dreißiger Jahren. Ich werde beim zitieren gleich darauf eingehen. Ich habe die Schreibweise exakt so übernommen wie sie da steht!
Hier in Trebur stand einst die karolingische Kaiserpfalz in der Reichstage und Kirchenversammlungen abgehalten wurden. Im Jahr 822 fand hier unter Kaiser Ludwig d. Frommen eine Kirchenvers. statt.
Das es nicht Kaiser- sondern Königspfalz heißen muss ist ja klar. Die Kirchenversammlung von 822 fand in Seligenstadt statt! Seit Diefenbach (1930er) wird sie immer wieder nach Trebur verlagert. Wieso ist mir nicht klar.
Die beiden ersten Reichstage hier selbst wurden unter Kaiser Ludwig dem Deutschen i. d. Jahren 871 u. 875 abgehalten. Hier verzichtete auf d. Reichstag i. Jahre 887 Karl d. Dicke auf d. Thron u. Arnulph wurde zum König gewählt.
Karl der Dicke verzichtete erst nach seiner Flucht aus Trebur in Frankfurt auf den Thron!
Im Jahre 895 berief Arnulph nach hier eine große Kirchen u. Reichsversammlung, an der 26 Bischöfe teilnahmen. Zur Regierungszeit des Königs Ludwig des Kindes wurden die Deutschen Fürsten in den Jahren 900 u. 905 zu Reichstagen nach hier berufen. Kaiser Konrad I.hielt sich i.d.J. 912, 913 u. 918 hier auf. Kaiser Otto I. traf sich i. Jahre 972 hier mit seiner Nichte Hartwega v. Gandersheim . Kaiser Otto V. weilte hier in d. Jahren 973 bis 980 öfters, ebenso die Kaiser Otto III., Heinrich II. u. Konrad II.
Da steht wirklich Otto V.! Vielleicht hat der Maler beim Schreiben das II zu einem V zusammengezogen, aber da steht wirklich V!
Kaiser Konrad II. hielt i.d.J. 1031 u. 1035 hier Reichs= u. Kirchenversammlungen ab u.i.J. 1053 Kaiser Heinrich III. einen Reichstag. hier mußte sich Kaiser Heinrich IV. auf dem Reichstag d. Jahres 1066 einer Reichsregierung unterstellen.
„sich einer Reichsregierung unterstellen“ ist ein reichlich seltsamer Ausdruck! Er drückt schon ein gewisses antidemokratisches Streben aus und weist auf die Zeichen der Entstehungszeit hin: Ein wahrer Führer braucht keine Reichsregierung. Adolf lässt grüßen!
Im gleichen Jahr feierte er hier seine Hochzeit mit Bertha von Savoyen. Hier zwangen ihn die deutschen Fürsten auf dem Reichstag des jahres 1076 zu dem Gang nach Canossa. Der letzte Reichstag fand hier im Jahr 1119 unter Kaiser Heinrich V. statt.
Er „feierte hier die Hochzeit“ stimmt, aber geheiratet wurde in Würzburg! Der Reichstag von 1119 fand nicht in Trebur statt, sondern auf der Maaraue bei Kostheim! Heinrich V. wurde zwar nach Trebur bestellt, weigerte sich aber wehement hier aufzukreuzen, so das man sich auf die Maaraue einigte.
Diese Halle ist wohl der letzte sichtbare Rest der Kaiserpfalz zu Trebur. Die bedeutenden Mauerreste, die bei der Restaurierung der Kirche im Jahr 1934 im Boden gefunden wurden, lassen darauf schließen, das hier der Königsaal des Palastes stand.
Hier ist die Grabung Diefenbachs gemeint. Diefenbach war fest der Meinung die Kirche wäre die Aula Regia und erst durch weitere Anbauten („Vorhalle“, Querhaus und weitere kleinere Wohnräume…) zur Kirche „entstellt“ worden. Sein bestreben war es eine „germanische Weihestätte“ zu schaffen. Diefenbachs Nachbar, er wohnte in Darmstadt, war Gauleiter Sprenger! Sprenger finanzierte auch die Grabungen. Der andere Nachbar soll übrigens Prälat Diehl gewesen sein, was zu leicht kuriosen Zusammentreffen mit Sprenger geführt haben soll. Sprenger war logischer Weise ein vehementer Ausführer des „deutschen Grußes„, was Diehl als Priester immer mit „Grüß Gott“ konterkariert haben soll.
Vielleicht sollte man in der Kirche, es gehen ja einige Leute an den Tafeln vorbei, ein Schild neben den Tafeln aufhängen, in dem zumindest die Fehler korrigiert sind.
Auch Frau Danker wusste das der stählerne Glockenestuhl 1961 einen Stahlglockenstuhl ersetzt hat, Der alte Holzglockenstuhl von 1844 hat dem…
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Hallo Herr Wittmer, Hallo Thomas, das stimmt und wieder nicht. Tatsächlich ist das Wappen in die Wappenrolle mit dieser Beschreibung…
Ich bin vor ein paar Jahren nach Trebur gezogen und habe mir auch genau diese Frage gestellt. Die Einheimischen hattem…
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