Marienkapelle + Laurentuiskirche = Festkrönung ?
Festkrönungen gab es seit der Zeit der Ottonen und sind Teil der sakralen Überhöhung des Kaisertums im 10. und 11. Jahrhundert. Dabei wurde in einer Kirche dem König symbolisch die Krone aufs Haupt gesetzt und er marschierte „unter der Krone“ in die nächste Kirche. Das ist jetzt sehr sehr simpel ausgedrückt. Nachlesen kann man das genauer hier auf der Seite des Historischen Vereins Ingelheim.
Als ich mich mit Holger Grewe M.A., dem Leiter der Forschungstelle Ingelheim, über Marienkapelle und Laurentiuskirche unterhielt, erwähnte er das vielleicht die beiden Sakralgebäude in diesem Zusammenhang zu sehen seien. Irgendwie hatte ich mir das nicht so richtig gemerkt und musste auch an die Festkrönungen in Ingelheim zum Osterfest denken. Wahrscheinlich hatte ich deswegen nicht weiter drüber nachgedacht weil in Trebur nie ein großes kirchliches Fest gefeiert wurde.
Jetzt fiehl mir aber auf das diese Festkrönungen auch bei Hoftagen, Reichstagen, Synoden, usw. stattfanden. Und die eben gab es auch noch unter den Saliern in Trebur! Auch die Wahl Heinrichs IV. wäre so ein Zeitpunkt, bei dem es im Vorfeld zu einer Festkrönungs Heinrichs III. gekommen sein könnte.
Es wäre also möglich das die Zweisamkeit der Marienkapelle und der Laurentiuskirche in diesem Zusammenhang steht.
Man darf sich eine Festkrönung vielleicht so vorstellen (Achtung, alles fiktiv!): Unser König , nennen wir ihn Heinrich, ist kein Kostverächter, keine Magd ist vor ihm sicher, beim Gelage ist er immer weit vorne und im freundschaftlichem Umgang mit dem Hofstaat wird er schon mal Hezilo (Verkleinerung von Heinrich) genannt. Seine Kleidung ist in etwa die die jeder im 11. Jahrhundert trägt, zwar von besser Qualität, schöner verziert aber knielang, Wolle, also nichts außergewöhnliches. Am Tag als in der Pfalz der Hoftag beginnt, geht Hezilo mit den Priestern der Hofkapelle und einem Bischof in die kleine Kapelle in der die Reliquien (Stefansbursa, heilige Lanze…) verwahrt werden. Unser Hezilo wird eingekleidet. Er bekommt ein knöchellanges Gewand aus Seide verpasst wie es in Byzanz mode ist, reich verziert mit Perlen und Goldlan. Der Bischof pappt ihm die Krone aufs Haupt. Die Tür geht auf und raus kommt nicht mehr der König Hezilo, sondern Kaiser Heinrich! Vorneweg der Schwertträger als Zeichen des Richters und der Kaiser mit Zepter, Reichsapfel und Krone und den Priestern hinterher. So gehts ein kurzes Stück durch die Pfalz zur Hauptkapelle, wo die Messe gehalten wird und der Reichstag/Hoftag formell eröffnet wird.
Witziger weise weckt das ganze in mir einige Assoziationen zu Königen die in mystischen Ritualen zu Göttern werden und dann als Gott spezielle rituelle Handlungen vornehmen um dann wieder zum König zu werden. (War das nicht Babylon?)aber auch an den Papst: Kardinal Razinger erhält in der camera lacrimatoria seine päpstliche Kleidung und kommt als Benedikt XVI. raus. Der Begriff „unter der Krone gehen“ erinnert mich dagegen an die römischen Feldherren oder Caeseren beim Triumphzug wenn der Lorberkranz über ihnen gehalten wird.
Gleichzeitig kommt mir auch ein Gedanke wie solch ein „unter der Krone gehen“ die Architektur beeinflusst. Wenn der König von Kapelle A zu Kapelle B geht, wäre man für einen Laufgang durchaus dankbar. Die Kleider und das Zubehör waren kostbar, da ist Regen eher hinderlich. Der Kaiser soll jedoch vom Volk/Gefolge gesehen werden, was wiederum nach einem offen Säulengang schreit.
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…
Ein kurzer Gruß von einem stillen Leser, mit den besten Wünschen fürs neue Jahr! Danke für dieses schöne inspirierende Blog!
Ja, hattest Du ja schon oben im Text geschrieben. Ich hatte es vergessen. Aber auch von dort hätte er rasch…
Wenn ichs richtig im Kopf habe war er in Worms, Lorsch, Salmünster und Weihnachten dann in Regensburg. Aachen wurde wohl…
PS: wenn Karl III zur Zeit des Überfalls auf Paris (November 885) noch in Ostfranken ist (ggf. Aachen, das ja…