Begräbnissitten des Frühmittelalters
Ich hatte ja schon von Reihengräberfriedhöfen, Steinkastengräbern und Grabhügeln geschrieben, es gab aber noch einige Begräbnissitten mehr und in meinem jetzigen Zustand lohnt es sich doch mal einen Blick darauf zu werfen!
Das Totenbrett war die einfachste Bestattungsmöglichkeit und dürfte den Standard für die einfache, breite Bevölkerung dargestellt haben. In Eltville wurden konnte diese Bestattungsart an drei Gräbern des 6./7. Jahrhunderts nachgewiesen werden, es wurde aber auch in Griesheim nachgewiesen. Der Tote wurde wohl noch in seinem haus auf ein Holzbrett gebettet und darauf zum Friedhof gebracht., wo das Brett in das Grab gelassen wurde und dort auf 2 Kanthölzern am Kopf und Fußende ruhte.
Baumsärge mit und ohne Grabkammer. Als Sarg konnten auch ausgehöhlte Baumstämme dienen. In Griesheim wurde ein solcher gefunden, bzw. nachgewiesen. Er war in einer etwa 1,20m hohen Grabkammer aus Holz zur Ruhe gebettet. Diese Begräbnisart zeugte von einem gewissen Wohlstand. Sie stammt ebenfalls aus dem 6./7. Jahrhundert.
Flachgrab mit oberirdischer Markierung. Ein solches Grab aus der 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts wurde in Kirchberg (Schwalm-Eder-Kreis) gefunden und barg die Reste eines berittenen Kriegers, was anhand der Sporen nachgewiesen wurde. Die Spuren des Grabes hatten sich durch die Überbauung mit einer Kirche wunderbar erhalten. An den Kurzseiten des Grabes war je drei Pflostenlöcher erhalten. Diese bildeten möglicherweise einen baldachinartigen Überbau oder waren Teil einer Umzäunung. Vielleicht handelt es sich hierbei um die in frühmittelalterlichen Volksrechten erwähnten Grabaufbauten.
Hügelgräber. Die Hügelgräber des Frühmittelters tauchen in Hessen vermehrt im späten 7. und frühen 8. Jahrhundert auf. Hier gibt es zwei verschiedene Varianten. Zum einen die wahrscheinlich auf Einflüsse aus dem nordwestdeustchen Raum zurückzuführende, sehr seltene Sitte den Toten zu verbrennen und in Krügen im Hügel beizusetzten. Die Krüge selbst sind einfaches Kochgeschirr und wurden vielleicht auch als solches genutzt (natürlich vor der Bastattung).
In der Regel fanden sich aber in den Grabhügeln Körperbestattungen. Am Christenberg bei Marburg fanden sich 2 Grabhügelfelder mit 10 und 37 Grabhügeln. Die Hügel lagen dicht bei einander und wahren im Bezug zu den Zufahrtswegen zur Befestigung auf dem Christenberg errichtet. K.Sippel geht auf Grund der hohen Frauendichte in den Gräbern nicht von Teilen der fränkischen Besatzung der Festung aus, sondern denkt an Menschen aus dem Umland und nennt als Vergleich das römische Lager Canabae oder die Beziehung Nordamerikanischer Indianer zu einem Fort der Pionierzeit
In jene Periode gehört auch der Grabhügel der zwischen 700 und 740 am Burgus in Astheim entstand un einen voll ausgestatten „Adligen“ barg.
Im Mainzer Raum gibt es auch vereinzelte Funde von Grabsteinen aus dem 5./6. Jahrhundert. Ihre ursprüngliche Herkunft ist nicht bekannt und kann keinen Gräbern zugeordnet werden. Sie stehen in stilistischer Verbinding mit spätantiken, christlichen Grabsteinen.
Ebenso seien noch einige Pferdegräber erwähnt, die aus dem 8./9. Jahrhundert stammen und bei Liebenau (Kreis Kassel) gefunden wurden. Ihr vorhanden sein zeugt von der sächsischen Einflußnahme auf das nördliche Hessen.
Quelle: Hessen im Frühmittelalter, Thorbecke
„K.Sippel geht auf Grund der hohen Frauendichte in den Gräbern nicht von Teilen der fränkischen Besatzung der Festung aus, sondern denkt an Menschen aus dem Umland …“
Hübschlerinnen die der Festungsbesatzung *räusper* „zu Diensten“ waren?
Da wäre dann zumindest eine Analogie zu einem römischen Vicus vorhanden.
Blöd bei frühen Frühmittelaltergräbern ist meiner Meinung nach vor allem, dass man oft nicht weiß, ob der Tote Romane oder Germane war, da sich die Romanen ja zunehmend wie Germanen zu kleiden/auszurüsten begannen, um „dazuzugehören“.
Ich meine gelesen zu haben das sich die Auffassung zur Besatzung des Christenbergs inzwischen geändert hat. Ging man in den 80ern noch von einer reinen mililiärischen Nutzung der Anlage aus, denkt man heute an eine befestigte Anlage in der auch Zivilbevölkerung anwesend war. Von daher könnten die Gräber auch von Diesen stammen. Bin noch nicht so fit für große Leseaktionen, sorry