Ein interessanter Fund
1973 wurde bei der Erweiterung der Straße von Trebur nach Geinsheim, etwa auf Höhe des Ortes wo sich die Wirtschaftssiedlung der Pfalz befand Keramik gefunden. Es war aber nicht irgendwelche Keramik, denn die findet man sehr oft.
Man fand „rohtonige Kanne mit abgebrochenem Bandhenkel und schnabelförmigem Ausguß. Die Oberfläche ist mit einem senkrechten Besenstrichmuster verziert“. Auch das erscheint nicht weiter ungewöhnlich. Was mich aber etwas ins schlingern brachte war die Herkunft: Kleinasien!
Leider ist die Kanne nicht datiert worden und befindet sich in Privatbesitz.
Aber wer bitte schleppt hier Keramik aus Kleinasien mit sich rum? Die Bandkeramiker und Co. scheiden aus. Die Kelten hatten Handelskontakte zu den Griechen und Siedelten später in Kleinasien (Galater) und die Römer waren in Kleinasien, kämpften dort, hoben dort Truppen aus etc.
Am ehesten tendiere ich dazu das Stück in die römische Epoche zu datieren. Und zwar in eine Zeit vor 260 n. Chr. Was aber es dort zu suchen? Die meisten römischen Funde finden sich entweder bei Siedlungen oder aber an römischen Straßen, Wegen und Brücken. Sieht man in unserer Region vor allem an Brücken sehr gut.
Sollte es vielleicht bei Trebur eine Siedlung gegeben haben? Eine Villa? Oder vielleicht eine Straße die das Marschlager Herrenwiese mit dem Marschlager Kornsand auf direktem Weg verband? Vom heitigen Trebur aus oder von der römischen Brücke weiter östlich?
Vielleicht hat auch nur ein Antiken-Sammler aus dem 19. Jh dort gewohnt,
ist gestorben und seine Erben haben den alten und scheinbar wertlosen „Plunder“, einfach in einen alten Kanal gekippt, der die Scherben dann in die Nähe einer bestimmten Bodenschicht befördert hat (ein guter Archäologe würde das natürlich bemerken, aber….)
Alles jedenfalls schon mal dagewesen.
Natürlich ist sowas nicht ausgeschlossen, nur gab es in Trebur keinen Antikensammler (zumindest nicht bekannt). An der Stelle befand sich auch kein Graben. Aber es befand mindestens seit dem 4./5. Jahrhundert eine Siedlung dort.
Leider wurde das Stück von einem Bagger aus dem Boden geholt als die Straße verbreitert/umgebaut wurde und landete so in Privatbesitz. Der Fund wurde zwar gemeldet aber, naja. Kennt man ja.
Naja, so ein paar antike Gefäße konnte man sich damals ja leicht beschaffen. Sogar mein Vater hat noch in den 70ern größere Amphoren-Fragmente aus Persepolis mitgebracht – das war damals alles noch nicht so geregelt wie heute.
Zum Kanal: Der muss ja nicht gemauert gewesen sein und kann irgendwann zugeschüttet worden sein.
Trotzdem, ich hoffe ja eh, dass deine Theorie stimmt, ich bin halt nur ein alter Skeptiker 😉