Vortrag Holger Grewe M.A.: Archäologie der karolingischen Königspfalzen
Gestern war Holger Grewe M.A., Leiter der Forschungsstelle der Kaiserpfalz Ingelheim in Trebur zu Gast. Ich werde versuchen kurz seinen Vortrag, den er frei hielt und ich deshalb kein Skript habe, zusammen zu fassen.
Ich traf Grewe vor der Kirche, vor der ich wartete um ihn zu begrüßen. Als ich meinen Namen sagte, schaute er mich an und sagt doch glatt er kenne Tribur.de, weil er bei seiner Recherche zu Trebur auf dieses kleine Blog gestoßen sei und sagt das ich tolle Arbeit leisten würde. Ich hab zwar tief gestapelt, war aber stolz wie Oskar! Kann man sich glaub ich vorstellen! (Das hätte ich mir schriftlich geben lassen sollen!)
Aber nun zum Vortrag:
Zu Beginn dankte Holger Grewe für die Einladung nach Trebur und erleuterte seine Tätigkeit in Ingelheim. Grewe hat in Bamberg Mittelalterarchäologie bei Walter Sage studiert und ging danach direkt nach Ingelheim, wo er seit 15 Jahren tätig ist.
Er sagte das man in überbautem Gebiet immer einen langen Atem haben muss und erst das Interesse der Bevölkerung wecken muss. Erst das hat zu den Grabungen in Ingelheim geführt und lud uns zu einer Führung ein.
Grewe wies auf die Pfalzen des Rhein Main Gebiets hin: Mainz, Ingelheim, Frankfurt, Worms und Trebur und erleuterte ihre Bedeutung anhand einer Tabelle der Besuche nach Schlesinger. Er erklärte das man bei der Anzahl der Besuche immer nach der Bedeutung der Besuche differenzieren und auch Synoden und Hoftage beachten muss. Den Begriff Lieblingspfalz bezeichnete er als eher unzutreffend.
Für Trebur und Worms gilt das beide Pfalzen seit der Karolingerzeit wichtige Orte waren, wobei Worms 186 Aufenthalte aufzuweisen hat und die Frage stellt ob es einst eine sedes regniu war, wobei darüber nicg geredt werde müsse und vielleicht die Fragestellung eine falsche ist. Nur wenig wissen wir über die Pfalzen und wenn es Beschreibungen gibt, sind diese mit vorsicht zu genießen. Beispiel: Die Beschreibung der Ingelheimer Aula von der es ca. 4000 Funde von Putzfragmenten gibt, jedoch weist keine auf die beschriebenen Herrscherportraits hin.Er verglich Trebur und Worms und sagte das es viele Zeitschichten im Boden gebe, die die Forschung erschweren.
Nun handelte Grewe die karolingischen Pfalzen ab.
Mainz: Mechthild Schulze-Dörlamm fand das Fragment des Thrones durch Zufall im Archiv, er 1911 undokumentiert ergraben. Schulze Dörlamm hatte daraufhin die Pfalz an einen der römischen Hauptwege in Mainz hin verortete. Leider wurde dort bisher sonst nichts gefunden. Er ist aber bei der Umtriebigkeit der Mainzer zuversichtlich das auch hier eines Tages die Pfalz gefunden wird. Fest stehe dagegen, das die Mainzer Pfalz in karolingischer Zeit auf keinen Fall identisch ist mit der Bischofspfalz.
Grewe wechselte nun zu Frankfurt, wobei er darauf hinweist das Frankfurt nur eine von 5 bekannten karolingischen Pfalzen ist und sich dadurch Probleme in Stilvergleichen ergeben.
Es folgte eine Beschreibung der Pfalz anhand von Plänen. Vier Bilder zeigten die Entwicklung vom 7. bis zum 10-12. Jahrhundert. (Skizzen davon hatte ich auch schon mal hier irgendwo)
Er zeigte Bilder des merowingischen Mädchengrabes im Frankfurter Dom und erleuterte die Funde. Er betonte die Bedeutung des Fundes, wies aber darauf hin das die endgültige Publikation noch ausstehe. Er zeigte auch die verschiedenen Rekonstruktionen (von Archimedix und Markus Wintergerst) und wies auf deren Unterschiede und die damit verbundene Unsicherheit hin.
Nun wechselte Grewe nach Paderborn.Er zeigte die Parallelen zu Frankfurt auf, die im zweigeschossigen Saalbau liegen und erklärte, das sich in diesen Bauten die Wurzeln zum hochmittelalterlichen Pallas liegen.
Nun betrachtete Grewe Aachen. Neben den Paralellen, dem Porticus, dem Laufgang, zeigte er den Unterschied auf: die eingeschossige Halle der Aula Regia. Ob es nun wirklich eine Konstruktion mit 3 Apsiden war ist noch nicht abschließend geklärt und ist zur Zeit Gegenstand einer 3 jährigen Untersuchung, genauso wie zur Zeit untersucht wird ob es vom Granusturm aus Zugang zu einer Empore in der Halle gab.
Nun kam Grewe zu seinem Fachgebiet, der Pfalz Ingelheim. In Ingelheim ging das Wissen um die Pfalz durch Sebastian Münster, der in Ingelheim geboren wurde, nicht verloren, denn schon er berichtete über sie.
Dennoch wäre beinahe alles zerstört worden, da man 1619 fast Ingelheim zu einer Festung umgebaut hätte.
1914 sollte Kaiser Wilhelm kommen, vielleicht hätte man eine Gesamtreko wie in der Saalburg angestrebt, doch der erste Weltkrieg begann. Grewe erläutert den Verlauf der Grabungen über die Jahrzehnte hinweg.
Er erklärte Probleme in Ingelheim anhand der Sakraltopographie.
Er wies auf die Aula und ihren Bezug zu antiken Vorbildern hin, wobei er die Antikenrezeption, die programmatische Nutzung von antiken Spolien betonte. Auch die gefunden Goldmünze Karls des Großen sieht er in diesem Zusammenhang. Während in Karls Reich nur Silbermünzen geprägt werden durften, behielt sich der König selbst das Recht auf Goldmünzen vor, was direkten Bezug auf die römischen Caesaren nimmt!
Anschließend stand Grewe den Fragen des Publikums Rede und Antwort.
Er wünscht uns viel Glück mit der Pfalz Trebur und bot seine Hilfe in Form von fachliche Ratschlägen an, wenn es in Trebur an die Sache geht oder gehen sollte, oder wenn es etwa darum ginge Behörden zu „bearbeiten“ !!
Danach im persönlichen Gespräch verriet uns Grewe noch von einem neuen Forschungsprojekt von Caspar Ehlers in dem wohl auch Trebur Betrachtung finden wird, er will uns über die Präsention informieren und eine Einladung zukommen lassen. Gerade die Situation mit 2 Kapellen schien ihn irgendwie zu beeindrucken.
Als ich muss mal sagen das ich mir soviel Zuspruch und angekündigte Unterstützung, und das beim ersten Vortrag, gar nicht erhofft hatte.Vielleicht tut sich ja langsam was, denn auch Grewe war von der Wichtigkeit von Forschung zum Thema Trebur überzeugt!
Danke Christian, tatsächlich war ich vor 2 Jahren dort, muss aber gestehen das ich den Textilien wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe.…
Hi. Bin grad über den Artikel gestoßen. Wenn du mal in die Nähe von Hildesheim kommst: Im dortigen Domschatz befinden…
Nein aktualisiert nicht. Die müsste noch in der Variante wahrscheinlich noch irgendwo in meinem Archiv schlummern
Hallo Markus, hast du die Karte zwischenzeitlich zufällig für einen anderen Post/Vortrag/Ausstellung aktualisiert?
Pfalz Derenburg, es fehlt mi ein gesicherter Lageplan der Pfalz und der Vorburg