„Burgraben“- eine alte Erinnerung?
Dies ist eine Karte die in den 70ern von Trebur angefertigt wurde. Federführend war Dr. Willi Görich und Dr. Michael Gockel. Unterstützt wurden sie durch den damaligen Studenten Dieter Wolf, der auch die Zeichnung anfertigte und heute Dr. und Leiter des Museums Butzbach ist. Zusätzlich war auch Eugen Schenkel anwesend, sowie weitere Personen. Die Karte ist das Ergebnis mehrer Begehungen, die zum einen die Pfalz näher lokalisieren wollte, aber auch einen Blick auf die Ortsentwicklung werfen sollte.
Schwarz ist die fränkische Curtis. Sie ist der Ausgangspunkt für die Ortsentwicklung. Die erste Erweiterung ist schwarz vertikal schraffiert. Links dieser ersten Erweiterung ist die Straßengabelung auf der sich heute das alte Rathaus befindet. Zu Zeiten der ersten Erweiterung befand sich hier der fränkische Reihengräberfriedhof, was bedeutet die erste Erweiterung spielte sich wohl schon im 7. Jahrhundert ab in der sich nur Gräber des 4.-5. Jh. befinden.
Nun fragte ich mich warum der der Marktplatz in der dieser Ortsrandlage, fast nach außen ausgestülpt, gebaut wurde und nicht zentraler.
In Quedlinburg bekam ich einen ersten Gedanken dazu. In Quedlinburg gibt es ebenfalls einen dreieckigen Marktplatz, entstanden um 1000, genauso wie der Hauptmarkt in Trier (ca. 958) und einige andere Marktplätze, errichtet wurden sie bis etwa 1200. Errichtet wurden diese Märkte an wichtigen Handelsstraßen . Im Fall Trebur ist dies die Heerstraße von Mainz nach Süden und die Stockstraße nach Frankfurt.
Doch wann wurde dieser Markt errichtet? Der Reihengräberfriedhof wurde bis in beigabenlose Zeit genutzt. Also bis ins 8. Jahrhundert gesichert. Man geht aber von einer Nutzung bis ins frühe 10. Jahrhundert, also Beginn der Regierung der Ottonen, aus. Die Hauptstraße, in der Karte noch mit dem alten Namen „lange Straße“ bezeichnet ist ein Produkt des 13. Jahrhunderts, eine Marktstraße, wie auch die gesamte restliche Ortsstruktur wohl aus dieser Zeit stammt. Ein Ergebnis der staufischen Zeit, eine geplante und gezielte Erweiterung, die vom Burggraben gefasst wird.
Der dreieckige Markt muss also zwischen irgendwann zwischen 950 und 1200 angelegt worden sein, wobei die Tendenz mehr in Richtung 1000-1100 geht.
Diese Märkte haben aber eine weitere Eigenart! Sie dienen als Grundstock für einen Stadtaufbau. Die beiden Straßen die den Markt begrenzen dienen dabei als Grundgerüst. Kann man zum Beispiel sehr gut in Trier erkennen, bei der die beide Straßen das alte, römische quadratische Muster zerstören.
Hinter der stumpfen Seite des Dreiecks findet sich in den meisten Fällen eine Marktkirche. und auch das Rathaus steht auf der stumpfen Seite des Platzes. Nicht so in Trebur.
Es scheint so als hätte man versucht hier eine Stadt anzulegen, deren Verlauf sich mehr der Astheimerstraße als der jetzigen Hauptstraße orientiert hätte. Dieses Projekt scheint aber bald ins Stocken geraten zu sein. Zumindest wurde es verworfen zugunsten des Angerdorfes Trebur.
Wenn der Burggraben nun wirklich nur bis zum alten Rathaus auf dem dreieckigen Markt unter diesem Namen firmieren sollte, ist dies vielleicht noch eine Erinnerung an den misslungen Versuch eine Stadt anzulegen, eine Burg im alten, im städtischen Sinne.
Wenn jemand seine Meinung zu dem Grundriss loswerden möchte, kann er das gerne tun!
Alle deine Argumente einer gescheiterten frühen Stadtgründung haben anhand der Zeichnung und des Ortsgrundrisses Hand und Fuß! Auch wenn es ein Rätsel bleibt, warum nicht spätesten seit Anlage der Anger-Marktstrasse zumindest irgendwelche Marktrechte urkundlich überliefert blieben. Interessant finde ich die Lage möglicher Türme. In Aachen entwickelte sich vor der Pfalzanlage auch ein frühes Marktdreieck. Im benachbarten Gross-Gerau trug die Befestigung auch den Namen Burggraben.
Ungewöhnlich finde ich auch, daß sich der Reihengräberfriedhof um eine Strasse und nicht allein um die St. Albanskirche gruppierte.
Vielleicht ging ja spätestens in der stauferzeitlichen Ortserweiterung das niemals urkundlich fassbare Bess(en)heim mit Trebur auf. Woher hätte eine Beßheimer Pforte und ein gleichnamiges Gemarkungsfeld sonst ihren Namen? Trebur biergt wirklich noch viele interessante Geheimnisse!
Du hast natürlich Recht, dass nirgendwo Marktrechte oder eine Markterhebung überliefert wurde. Vielleicht kam es nie zur Erhebung weil das Projekt aus irgendeinem Grund nicht fortgeführt wurde oder aber es gibt sie und gingen verloren oder wurden nicht beachtet:
im jahr 1425 haben die scheffen zu Trebur zum rechten geweist u. ausgesprochen.
das jerlich drei ungeboten dinge zu trebur sein und ein herr zu Katzenelnbogen als ein rechter Voigt, nemblich das erst uf den ersten montag nach dem achzehen dage, das ander uf den zweiten montag nach ostern u. das dritt uff den nechsten montag nach johanis(…)
Aus dem Weistum Trebur 😉
Ich werde mich noch mal eingehend mit dem Weistum befassen. da steht noch ne ganze Menge mehr drin!