Neue Rekonstruktion und blöde Treppenhäuser der Laurentiuskirche und wieder Mainz
Ich wollte mich heute mal wieder dem Westbau der Laurentiuskirche widmen, mit ersten Erkenntnissen aus den Bauuntersuchungen. Ursprünglich hatte ich den Westbau, vor allem auf Grund der Angaben von G.Kiesow und dessen Rekonstruktionszeichnung, genauso hoch konstruiert wie das Querhaus 8,66m. Die Bauuntersuchungen haben aber gezeigt das dem nicht so ist. Die Annexe, also die Teile des Westbaus die die an die Seitenschiffe anschließen, weisen in der Höhe von 7,5m eine Veränderung des Mauerwerks auf. Diese geht einher mit Löchern für eine Balkendecke im Inneren.
Die Bauuntersuchung kommt daher zu dem Schluß, dass die Annexe niedriger waren als das Langhaus. Über den 7,5m Höhe sollte nur noch ein niedriger Kniestock gelegen haben, auf dem das Dach aufsaß. Interessanter Weise bedeutet das auch das die Annexe nicht als Treppenhaus für den zentralen Turm taugen. Eine Sache die ich ja schon mehrfach erwähnt habe, da die großen Bögen die den Hauptraum mit den Annexen verbindet keinen Sinn hätten, da man hier nicht einen großen Raum hätte sondern nur stupide auf eine Treppenkonstruktion geblickt hätte. Zudem gibt es keine Spuren einer steinernen Treppe an dieser Stelle.
Aber zurück zu dem niedrigeren Westbau. Ich habe mich, wie ich das so oft ins solchen Fällen mache, erst mal durch die Liste der ottonischen Bauten in der Wikipedia gequält und mir die Bauten angesehen. Das Ergebnis war aber eher ernüchternd, jedoch ist exakt dieser Aufbau beim Willigis Bau des Mainzer Doms festzustellen. (Hier kann man sich ein 3D Modell des Domes ansehen)
Diese Ähnlichkleit des Westbaus hatte ich auch schon früher vermutet, jedoch ohne wirklich zu wissen das die Annexe des Mainzer Doms und der Laurentiuskirche niedriger waren. Ebnfalls auf der Seite 1000-Jahre-Mainzer-Dom.de stieß ich auf das PDF von Josef Heinzelmann: Mainz zwischen Rom und Aachen: Erzbischof Williges und der Bau des Mainzer Doms. Hier wird wegen der Frage des Ostchores (Mainz ist nicht nach Osten, sondern wie St. Peter in Rom nach Westen ausgerichtet) der Ostbau (also ein Westbau ;- ) )genau betrachtet. Heinzelmann kommt zu dem Schluß das dieser Ostbau zweistöckig mit Empore war. Darunter befand sich der Haupteingang, der dem Herrscher einen prunkvollen Einzug ermöglichte. Auf der Empore gab es möglicherweise bereits einen Stefans-Altar. Die Empore wurde durch die seitlichen Treppentürme erschlossen, die jedoch weniger Anlehnung an die Treppentürme von Aachen waren, als eher dem praktischen Nutzen geschuldet.
Und wieder kommen diese Mainz-Trebur-Bezüge in mir hoch, die mich ja schon in letzter Zeit gezwungen mich mehr mit den Ottonen zu beschäftigen und ich stelle mir die Frage ob das System der aussenliegenden Treppentürme auch bei Trebur Anwendung fand. Grabungstechnisch wurden die Seiten des Westbaus weder von Diefenbach 1934 noch von Müller 1953 erfasst, das bringt mich also nicht weiter.
Was spräche also für Treppentürme an dieser Stelle? Nach Norden und Süden gibt es vermauerte Portaldurchgänge. Der Zweck dieser Portale oder Türen ist nicht bekannt. Die darüber liegenden Fenster sind Spitzbogig, fallen somit nicht in die selbe Zeitstellung wie die in ottonischer Zeit existierenden Türen. Der nördliche Portal, das also zum Ort hin weist, wurde möglicherweise in gotischer Zeit sogar vermauert, das südliche vergrößert, was bedeutet die Portale hatten ihre ursprüngliche Funktion verloren, gleichzeitig wurden ganze Teile der Mauer verändert. Spinnen ich den Gedanken weiter, so könnte es möglich sein das die Portale Zugänge zu Treppentürmen bildeten, die dann im Dachbereich den Zugang zu einer Empore ermöglichte. In gotischer Zeit (2. hälfte 15. Jh.) wurde im Rahmen des gotischen Umbaus diese Türme entfernt, der Aufgang erfolgte nun über nachträglich eingezogene Treppen in den Annexräumen oder über die Empore in der dann neuen Hallenkirche. Das am Mauerwerk keine nach außen weisende Verzahnung gefunden wurde, muss nicht unbedingt gegen diese Theorie sprechen, da es einige Beispiele gibt in denen die Treppentürme freistehend angebaut wurden.
Einen Nachweis dieser Theorie über das Mauerwerk des Westbaus, bzw. des Turms zu führen ist nicht möglich, da dieses an den entscheidenden Stellen nicht mehr im Original existiert. Nachweisen könnte man dies nur anhand von Grabungen vor den vermauerten Portalen. Zur Zeit ist dies aber die plausibelste Theorie zu Treppenaufgängen.
Danke Christian, tatsächlich war ich vor 2 Jahren dort, muss aber gestehen das ich den Textilien wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe.…
Hi. Bin grad über den Artikel gestoßen. Wenn du mal in die Nähe von Hildesheim kommst: Im dortigen Domschatz befinden…
Nein aktualisiert nicht. Die müsste noch in der Variante wahrscheinlich noch irgendwo in meinem Archiv schlummern
Hallo Markus, hast du die Karte zwischenzeitlich zufällig für einen anderen Post/Vortrag/Ausstellung aktualisiert?
Pfalz Derenburg, es fehlt mi ein gesicherter Lageplan der Pfalz und der Vorburg