Die Hofstatt entschlüsselt
Seit dem sich Leute mit der Pfalz Tribur befassen hat man versucht die bei Merian und beim Antiquarius erwähnte Hofstatt zu lokalisieren. Seit Diefenbach in den 30er Jahren über Trebur veröffentlichte hielt sich das Gerücht die „Hoftstatt“ sei der Hof gegenüber der Marienkapelle, das Kaplaneihaus! Eine Sache mit der ich mich noch nie anfreunden konnte!
Man berief sich dabei meist auf die Beschreibung des Antiquarius:
„Unter anderen Merkmalen der alten Herrlichkeit dieses Orts findet man annoch einen Platz bey dem Thor, die Hofstatt genant, welcher mit einem wüsten und verfallenen Graben umgeben ist, woselbst die kaiserliche Burg soll gestanden haben“
Der Graben war für die meisten der Burggraben, das Tor konnt nur die Beßheimer Pforte sein, die nur 50m weiter stand und da Hofstatt ein Begriff ist, der wie ich schon öfters erwähnt habe auch für Hofreiten verwand wurde, war klar das konnte nur das alte Kaplaneihaus sein das aus dem Mittelalter stammt!
Tja, hätten die Herren mal Merian ganz gelesen wäre ihnen was aufgefallen. Merian schreibt:
„…daß die nechste Wiesen bey dem Thor / noch die Hovstat / vnnd der nächste Weyer / der Käysers-Weyer genannt wird“
Aha, Die Hofstatt ist also eine Wiese vor dem Tor. Sie liegt also ausserhalb von Trebur. Da schränkt sich die Auswahl schon ein, denn vor der Bessheimer Pforte lag der Osterbruch, ein Sumpf und die Straße war auf einem Damm ausgeführt (sieht man noch heute) also fällt diese schon mal weg. Bliebe noch die Pforte nach Westen und nach Süden.
Aber, darüber muss man sicht nicht mal den Kopf zerbrechen, denn die Lösung liegt vor der Nase! Man muss nur im Südhessischen Flurnamenbuch nachschauen müsssen, allerdings nicht unter „Hofstatt“ sondern unter dem heutigen Namen!
Die „Hofstatt“ heist heute Hostert! Und wie ich erfahren habe sogar in manchen bekannt. Das Flurnamenbuch schreibt dazu:
Hostert wird meist als eine durch Zersprechung entstandene Nebenform zu Hofstatt, Hofstätte aufgefasst ‚Ort, wo ein Hof steht, stand oder stehen soll; ausgegangener Hof‘. „
Am Hostert fanden sich massig Funde von Schlacke, Spinnwirtel und Webgewichten. Allgemein wird angenommen das sich hier, auf der anderen Seite des Schwarzbaches die Handwerkssiedlung der Pfalz befand! Und der Hostert hat noch heute einen Graben, einen inzwischen verlandeten Altarm des Baches der ihn komplett umschließt.
Einen weiteren Hinweis auf die Handwerkssiedlung sind die angrenzenden Gemarkungen: der Stubrich, auch Stuttenpferch oder Stutenhostert genannt (Hier wurden die wohl Pferde gezüchtet), der Baumhostert, ein anderes Wort für Bangert, ein umzäunter Baumgarten, möglicherweise der Obstgarten der Pfalz. Es gibt auch einen Wasserhostert, entweder eine Schöpfstelle oder vielleicht Fischzucht für die Pfalz, wie sie im Brevium Exempla beschrieben ist, aber diese könnte auch der Kaiserweiher weiter im Osten dargestellt haben. Im Süden des Baches Handwerk, im Norden der Adel…
Ich gehe davon aus, das wenn Johann Trittenheim noch 1501 Mauern sah, die er der Pfalz zuschrieb, so waren dies bestimmt die Mauern der alten verfallenen St. Albanskirche auf diesem Gelände. Von der Pfalz war wahrscheinlich schon damals nichts mehr auf den ersten Blick zu erkennen!
Merke: „Hofstatt“ hat mal so garnichts mit „Hofstaat“ zu tun, wie das so oft interpretiert wurde.
Lese gerade zufällig im Antiquarius, dass Churfürst Emmerich Joseph gerne zu Pferde zum „Hofstattborn“ Ausflüge machte.
Zählte er offenbar zu den „schönsten, ihm werthen Punkte der Umgebung“…
Hostert Born Borngraben… würde ja passen.