Trebur im Rheinischen Antiquarius, jetzt mit Neckarbonus
Der „denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius“ entstand 1744. Geschrieben hat ihn der Frankfurter Prückenmacher Johann Hermann Dielhelm, der auf seinen Reisen Notitzen machte und sie dann als Reisebricht veröffentlichte. Auch Trebur wird auf seiner Reise entlang des Rheins erwähnt:
Fast auf halbem Wege nach Maynz, auf der rechten Seite, eine halbe Meile vom Rhein, liegt der sehr alte Ort Trebur oder Tribur lat. Triburium oder Triburia, so vor Zeiten, einiger vorgebn nach, eine ansehnliche und berühmte kaiserliche Stadt gewesen, deren Umkreiß über zwey deutsche Meilen ausgemacht hat.
Es waren keine zwei deutsche Meilen! Das wären knapp 15 km! Vielleicht ist damit aber auch nur der Kernbereich des Fiskus gemeint.
Sonst ist er auch wegen der beyden Reichsversammlungen, so 895 und 1031 daselbst sind gehalten worden, sehr bekant. Von Johanne Thritemio, dem gelehrten Abt zu Spanheim, wird dieses Trebur Villa Imperialis, oder ein Reichsflecken genennet. Vor Zeiten haben die römischen Kaiser und Könige bey der Stadt Tribur ein prächtiges steinernes Palatium oder Residenzschloß gehabt, daher auch der Platz und Ort, wo es gestanden, noch bis diesen Tag der königliche Pallast benamet wird.
Einen Ort in oder bei Trebur der „königlicher Palast“ genannt wurde findet sich in keiner Beschreibung, vielleicht bezieht sich die Aussage auf die Hofstatt weiter unten
Nebst gedachten beyden Kirchenversammlungen sind auch verschiedene grosse Reichstage von den Kaisern allda gehalten worden, vornehmlich in den Jahren 820, 887, 1033 und 1065. Von wem aber eigentlich dieser berühmte Ort zerstöret worden, kan nicht gründlich gesagt werden. Inzwischen wollen einige zu Rom diese Worte in einem Stein eingehauen gelesen habn: TRIBURIUM. EVERSUM. ET SOLO. AEQUATUM. CUM. CONTRA. IMPERATOREM. SEDITIOSOS. ALERET.
Das Jahr 820 findet sich des öfteren, ist aber falsch. Bei dem in Urkunden erwähnten Ort handelt es sich um Theux in der Provinz Lüttich. Zum lateinischen Zitat: In einer älteren Quelle ist noch die Rede von DUCES (Fürsten) und nicht von IMPERATOREM(Kaiser)!
Daraus schliessen sie, als wenn Kaiser Heinrich der IV, nachdem er den Papst Hildebrand (gemeint ist Gregor VII.)zu Paaren getrieben, und Rom erobert gehabt , diesen Ort, weil die sächsischen , wie auch die schwäbischen Fürsten daselbst mit dem päpstlichen Gesandten wegen dessen Absetzung vom kaiserlichen Thron Raths geflogen hätten, deswegen gänzlich verwüstet habe, welches in so weit seyn kan, massen dem Kaiser von diesem Tribur ein gewaltiger Tort war angethan worden.
Unter anderen Merkmalen der alten Herrlichkeit dieses Orts findet man annoch einen Platz bey dem Thor, die Hofstatt genant, welcher mit einem wüsten und verfallenen Graben umgeben ist, woselbst die kaiserliche Burg soll gestanden haben. Wie denn auch der dabey gelegene Weyer der Kaiserweyer genant wird.
Hofstatt bezeichnet eigentlich nur die Hofreiten, also einen umbauten Bauernhof. Einen Platz bei einem Tor gibt es nur vor der Laurentiuskirche. Der Kaiserweiher ist heute teilweise sumpfiges Gebiet am Zusammenfluß von Landgraben und Schwarzbach
In dem Flecken selbst ist noch jetzt eine Straße, die Abststraße genant, nebst noch anderen Denk= und Merkmahlen mehr. Desgleichen findet man auch noch Kennzeichen von vier allda gestandenen Kirchen, als von St.Albani, St.Maria, dabey jetzt die St.Ewaldschule steht, und nach Rüsselsheim zu von St.Ewaldsfeld, imgleichen von der St.Laurenzkirche.
Eine Ewaldskirche ist nicht bekannt, auch wurde die Knabenschule nie St.Ewaldsschule genannt. Es ist aber eine nicht lokalisierte Theobaldskapelle bekannt, nach der heute die Theobaldsstraße benannt ist, sie liegt in der beschrieben Richtung bei der auch ein Theobaldsfeld lag. Einmal (1644) wird auch ein Ewaldsfeld erwähnt, aber ich bin mir nicht sicher ob hier nicht der Theobald zu Ewald vernuschelt wurde. Im südhessischen Dialekt wird aus „b“ gerne mal „w“, Beispiel aus Trebur wird Trewwer.
Diese letztere steht erhöhet, und ist in der Form eines Kreuzes erbauet, weswegen ihre Erbauung von etlichen dem Kaiser Constantino M. (gemeint ist Konstantin der Große) zugeschrieben wird welcher seiner Gemahlin zu Ehren in solcher Form Kirchen habe erbauen lassen. Sonst ist es ein feines Gebäude, und hat zwey schöne Thürme.
Ein Turm, der kleine Dachreiter, war zu diesem Zeitpunkt bereits abgerissen worden! Auserdem war sie seit Mitte des 17. Jahrhunderts sehr baufällig so das sie 1749 ja halb niedergelegt wurde.
Einige Scribenten melden, daß die umliegenden Städte, sonderlich aber Maynz und Oppenheim mit den davon weggeführten Steinen und verfallenen Mauern ihre Kirchen ansehnlicher erbauet , erweitert und verbessert hätten. Heutigen Tages ist Trebur nur ein geringer Flecken in der Oberen Grafschaft Cazenelnbogen, und gehört dem Landgrafen von Darmstadt.
Es folgt noch eine Erklärung das einst der Neckar bei Trebur in den Rhein mündete. Als Grund warum er dort nicht mehr fliest ist eine Baumaßnahme der Katzenelnboger Grafen angeführt. Eine Variante die ich auch noch nicht gehört habe. 😉
Demnächst werde ich mir auch mal Merians Beschreibung Treburs zu Gemüte führen, denn ich hab so das Gefühl hier hat einer vom anderen abgeschrieben, vielleicht kann man ja einen Kern herauslesen.
EDIT: Hier auf Wunsch noch die Passage mit dem Neckar:
Vor mehr als 400. Jahren ist der Neckarfluß allda vorbey in den Rhein geflossen; Weil er aber fast alle Jahre das umliegende Land oder sogenante Riedt und sonderlich das gerauer Land überschwemmet und oftermals grossen Schaden verursacht hat, so haben es endlich die Grafen von Cazenelnbogen durch grosse Mühe und Unkosten dahingebracht, daß selbiger unter Heidelberg abgegraben, und zu Mannheim in den Rhein geleitet worden.
Hallo Markus,
würde mich für die Stelle über die Neckarmündung interessieren.
Hast Du vor die noch zu posten?
Gruß
Marco
Ich tipp sie ab, und schreib sie dann an den Post hintendrann, ist nicht viel 😉 Bei Merian kommt dann auch noch was
Vielen Dank,
ich erlaube mir mal Th. Maurer auf diese Stelle hinzuweisen.
Gruß
Marco