Der Goldene Sarg und sein wahrer Hintergrund
Jeder Ort hat seine Sagen und Mythen. Ich möchte heute von einer Sage schreiben die bei Trebur, genauer gesagt zwischen Trebur und Nauheim spielt und möchte auch ihren wahren Hintergrund beleuchten.
Die Sage vom goldenen Sarg berichtet von einem Anstieg des Weges zwischen Trebur und Nauheim, der dem Wanderer die Reise beschwerlich machen soll und ihn dazu bringen soll auszurufen: „ Wenn doch nur dieser Sarg sich fände, mer kann ja kaum schnaufe!“ Wer diesen Sarg fände, soll wie so oft in Sagen, ein reicher Mann werde.
Bei diesem Anstieg handelt es sich um einen der unzähligen Schwemmsandhügel im Hessischen Ried. Da es in der Region früher noch sichtbare Grabhügel gab, die heute durch den Ackerbau eingeebnet sind, lag es nahe den Hügel als Grabhügel zu sehen, der bei seinen riesigen Ausmaßen nichts anderes als einen goldenen Sarg bergen könne.
Da eine Gemarkung in der Nähe auch Atzelnhorst (Elsternnest) genannt wurde, war man sich sicher wessen goldener Sarg hier in der Erde ruhte: Es musst der Sarg des Etzels sein, dem Alterego Attilas aus dem Nibelungenlied.
In den 1920er Jahren entdeckte man jedoch etwas, das einen Hinweis auf die wahre Bedeutung des Hügels, der in der Gemarkung Herrnwiese und Seichböhl liegt, geben sollte, ohne es aber mit diesem in Zusammenhang zu bringen.
Man vertiefte zur besseren Entwässerung des Rieds den Schwarzbach, der im Bett des Alt-Neckars fließt. In der Nähe der Herrnwiese fand man in den Schlamm gerammte Eichenpfähle und Terra Sigilata Scherben. Leider wurde dem Fund, der nur von einigen Heimatforschern in ihren Notizbüchern festgehalten wurde, keine Bedeutung zugemessen.
Als in den 1950er Jahren in der Nähe alamannische Glasperlen gefunden wurden kam eine neue Theorie um das Gebiet auf. Man erinnerte sich an die prunkvollen alamannischen Gräber die 1929 in Trebur gefunden wurden und die mit goldenen Gürtelganituren langobardischen Ursprungs ausgestattet waren. Wurden hier nicht auch germanische Gräber gefunden, die dem Seichböhl, dem Siechenhügel, ihren Namen gaben? Böte sich nicht der nördliche Teil der Oberrheinischen Tiefebene für eine Entscheidungsschlacht zwischen Franken und Alamannen an? Würde dies nicht die Pfalz Tribur erklären? Gab es nicht Zweifel um den wahren Ort an dem die „Schlacht von Zülpich“ stattgefunden hatte?
Für einige Lokalpatrioten stand fest: Hier war der wahre Ort der Schlacht von Zülpich! Wie man vermuten kann fand diese Theorie nicht gerade sonderlich viel Anklang und wurde auch schon bald wieder vergessen.
Erst in den 1990er Jahren wurde, unabhängig voneinander, von zwei Luftbildarchäologen ein Doppelgrabensystem in der Gemarkung Herrnwiese entdeckt, das Ende der 1990er zuerst geoprospektiert und anschließend in Teilen ergraben wurde.
Nicht etwa ein goldener Sarg wurde dort gefunden. Es handelte sich um ein römisches Marschlager mit einer Größe von ca. 15-20ha. Es bot einer kompletten Legion bei der Erschließung der späteren Civitas Auderiensium Unterkunft. Eine genau Datierung der Lager konnte leider nicht erfolgen, man vermutet aber eine Entstehung zwischen den Feldzügen Augustus (12/10 v. Chr. bis 9 n. Chr.) und denen des Claudius (41- 54 n. Chr.), auch ein Zusammenhang mit der endgültigen Besetzung der östlichen Oberrheinebene unter Vespasian in den Jahren 73/74 ist möglich.
Ähhh … und was ist nun der genaue Hintergrund der Sage um den goldenen Sarg? Den hast Du nämlich nonchalant vergessen – oder wenigstens den Bezug zwischen Römerlager und Sarg 🙂
Gemeint war der vermeindliche Grabhügel mit goldenem Sarg ist eigentlich ein Römerlager. Hätte vielleicht als Titel: wie aus einem goldenen Sarg ein Römerlager wurde. Wählen sollen.