1934: Troja in Tribur
Nur zwei mal kam es zu Untersuchungen der Bausubstanz, der als Pfalzkapelle identifizierten Laurentiuskirche. Beide Male standen sie unter keinem guten Stern. Die Untersuchungen durch Landeskonservator Dr. Otto Müller 1954 wurden wegen Differenzen mit dem Kirchenvorstand vorzeitig abgebrochen und die Untersuchung des Oberbaurats Diefenbach 1934 begannen mit einer vorgefertigten Meinung, lies mehr Fragen als Antworten zurück und war mehr als unfachmännisch durchgeführt worden. Über diese Grabung möchte ich nun an dieser Stelle berichten.
Wilhelm Diefenbach war zunächst Baurat und Architekt in Groß Gerau, anschließend Oberbaurat in Darmstadt. Sein Interesse an Geschichte führte zu einer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Treburs.
Zunächst tat er dies in schriftlicher Form. Er veröffentlichte 1933/34 das 44 Seiten umfassende Heft „Die Kaiserpfalz zu Trebur“. Durch dieses Heft sind uns einige Angaben über den Umbau der Kirche (ab 1748 durch Johann Conrad Lichtenberg) erhalten geblieben, die durch den zweiten Weltkrieg vernichtetet wurden. Leider unterliefen Diefenbach in dem Werk einige Fehler, so verortete er u.A. eine in Seligenstadt stattgefundene Reichsversammlung nach Trebur.
Diefenbachs Haupthese in „Die Kaiserpfalz zu Trebur“ war jedoch, die Laurentiuskirche sei in ihrem Ursprung die Königshalle der Pfalz gewesen, wobei diese die Form einer dreischiffigen Halle gehabt habe. Erst als diese Königshalle zur Kirche wurde, sollen Querhaus, Apsis und weitere Anbauten erfolgt sein, der die die Halle zur dreischiffigen Basilika, mit zentralem Turm auf der Vorhalle, machten.
Diefenbach schließt seine Veröffentlichung mit:
„Wir dürfen nun erhoffen, daß unsere heutige Regierung (gemeint ist das NS-Regime), die so tatkräftig für die deutsche Kunst eintritt, auch Mittel zur Erforschung der evangelischen Pfarrkirche bereitstellen wird, nachdem ihre Bedeutung als ehemaliger Königssaal erkannt ist (…) ist sie für uns ein ein geschichtlich bedeutsamer Bau und für uns kommt immer Deutschland zuerst und Deutschland über alles.“
Schon im Sommer 1934, als eine Renovierung der Kirche ansteht, bekommt Diefenbach seine Chance. Die Finanzierung übernimmt Reichsstatthalter und Gauleiter Jakob Sprenger, dem Diefenbach regelmäßig Bericht erstattet.
Diefenbach gräbt dabei im Chor, im Querhaus, sowie in und vor der Vorhalle. Er geht dabei nicht sehr zimperlich mit der Bausubstanz um. Hauptgerät der Grabung ist die Spitzhacke, Bauschutt den er von Umbauten der vergangenen Jahrhunderte unter dem Boden findet werden zwar notiert, jedoch nicht untersucht und landet auf dem Müll. Von dem unter der gesamten Kirche gefundenen Boden aus Ziegelplatten existiert nur noch ein einziger Stein, den Frau Weinmann aus dem Schuttberg Diefenbachs aufsammelte.
Diefenbach war so sehr von seiner Theorie der Königshalle eingenommen, dass er dabei sämtliche anderen Hinweise ignorierte, die seiner Theorie widersprachen, wie ein Brief an Diefenbach von seinem Assistenten Baurat Laux zeigt, der Diefenbach im Steptember 1934 im Urlaub in Königswinter erreichte und in dem auch über den Fund von Abbruchspuren einer halbrunden Apsis, die direkt an das Querhaus anschloss, berichtet wird. Diefenbach wird sie in seinem Abschlußbericht mit keinem Wort erwähnen.
Im gleichen Monat besucht unter anderem Prof. Adolf Zeller die Ausgrabungen und schreibt in seinem Terminbericht das es sich wohl um eine zusammenhängende frühromanische Kirche handelt, auch diesen Hinweis des erfahrenen Kollegen ignoriert Diefenbach.
Ab diesen Zeitpunkt läuft Diefenbach die Zeit davon, Statthalter Sprenger befindet sich in Nürnberg beim Reichparteitag, und kann somit kein Geld bewilligen. Die Kirchengemeinde macht Druck, da sie die Renovierungsarbeiten abschließen und die Kirche wieder benutzen möchte.
Als Sprenger wieder in Darmstadt ist, entäuscht er Diefenbach, es wird kein Geld mehr bereitgestellt. Diefenbach muss abbrechen. Zum Glück!
Diefenbach hatte sich bei seiner Grabung wie Schliemann in Troja verhalten. Mit Scheuklappen vor den Augen wühlte er sich durch den Kirchenboden, stellenweise 2m tief. Im 17. Jahrhundert an den Altar umgebettete Knochen eines Begräbnisses aus der Vorhalle wurden zerstört. Die Fundschichten nicht untersucht, keine Münze, keine Scherbe die Datierungen der Schichten ermöglicht hätte wurde gefunden, oder für wichtig erachtet.
Durch die Grabung wurde vieles vernichtet, das heutige Archäologen Anhaltspunkte liefern könnte. Zum Glück blieb wegen des Geldmangels das Langhaus weitgehendst unberührt und könnte noch heute interessante Funde bieten. Ebenso wurde nur ein Teil von Mauern aufgedeckt, die vom Westbau weiter nach Westen führen bzw. eine Vorhalle vor der heutigen Vorhalle bilden.
Es gäbe mit Sicherheit noch einige Funde zu machen!
Danke Christian, tatsächlich war ich vor 2 Jahren dort, muss aber gestehen das ich den Textilien wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe.…
Hi. Bin grad über den Artikel gestoßen. Wenn du mal in die Nähe von Hildesheim kommst: Im dortigen Domschatz befinden…
Nein aktualisiert nicht. Die müsste noch in der Variante wahrscheinlich noch irgendwo in meinem Archiv schlummern
Hallo Markus, hast du die Karte zwischenzeitlich zufällig für einen anderen Post/Vortrag/Ausstellung aktualisiert?
Pfalz Derenburg, es fehlt mi ein gesicherter Lageplan der Pfalz und der Vorburg