Bauanleitung für eine frühmittelalterliche Schwertscheide
Des öfteren passiert es das Leute hier landen, weil nach einer Bauanleitung für Schwertscheiden des Frühmittelalters suchen. Also hab ich micht entschossen mal eine grobe Bauanleitung zu schreiben, an der man sich Orientieren kann. Eigentlich 2 Anleitungen, denn einmal möchte ich eine Version bieten, die sich möglichst nah am Original orientiert und eine Version als Kompromiss, für Leute die nicht ganz so handwerklich geschickt sind. Grundsätzlich sind aber beide Varianten gleich.
Variante 1, möglichst nah am Original
Wir benötigen zunächst 2 Holzbretter, die später die Halbschalen für die Scheide bilden werden. Die Breite sollte etwa 1 cm breiter als die der Klinge sein. Das Obere sollte höher sein als das Untere, denn aus dem obern Brett wird nicht nur die Halbschale sondern in einem Arbeitsgang und einem Werkstück wird auch die Trageöse herausgearbeitet. Die Länge muß länger sein um nie Rundung des Ort herauszuarbeiten. Als Material kommen nach Dr. Geibig Obsthölzer in Frage, aber auch Birke und Eiche lässt sich nachweisen. Das Holz muss auf jedenfall trocken und lange abgelagert sein, damit es sich später so wenig wie möglich verzieht!
Mit einem Beitel werden zunächst der Innenraum in die Bretter vertieft, der später die Klinge aufnimmt, so das die Klinge locker(!) darin sitzen kann. Jetzt kommt der schwerere Teil bei dem man einiges an feingefühl aufwenden sollte! Die stärke der Scheide sollte 5mm nicht überschreiten , da das ganze sehr globig würde. Am besten fängt man mit dem dünneren Brett an, damit mit man ein Gefühl dafür bekommt. Am breiteren Brett muss unterhalb des späteren Scheidenmundes die Öse herausgearbeitet werden. Hier haben sich ein feiner Borer und der Stechbeitel bewährt. Hat man diesen Teil überstanden hat man schon den Scheidenrohling.
Wer noch will kann in Ober- und Unterseite eine Nut und Feder an den Stellen herausarbeiten an denen die Scheidenhälften aufeinander sitzen, damit sie nicht gegeneinander verutschen (Hab ich mich noch nicht herangetraut)
Die Innenseite der Hälften wird nun ausgeschlagen. Ich habe bisher meist dünn geschorenes Lammfell verwendet, aber auch eine rein textile Auskleidung, wie Filz oder dichter Wollstoff sind denkbar. Die Klinge darf ruhig schwer einzuführen sein, da sich das Lammfell mit der Zeit flachdrück und das Schwert später nicht wackeln soll oder bei einer ungeschickten bewegung aus der Scheide rutscht.
Nun gibt es 2 Möglichkeiten: Entweder verleimt man die Hälften aufeinander, oder setzt sie nur aufeinander. Beide Varianten werden mit Lederriemen aufeinander fixiert, die vorher einmal durch den Leim gezogen werden oder mit ihm bepinselt werden (Achtung: riesen sauerei bei Knochenleim!). Wo die Riemen positioniert werden, bestimmt nachher das Aussehen der Scheide. Man sollte sich vorher den Stuttgarter Psalter ansehen, in dem Kreuzförmige Verzierungen zu sehen sind die ich in meinem Fall mit den Lederriemen hergestellt habe (siehe Bild oben)
Nun kommt die Bespannung auf die Scheide. zuerst kommt der Ort dran. Dazu habe ich einen etwa 1,5cm breiten und 150cm langen Leinenstreifen verwenden. Er wird umgeschlagen, das eine saubere Kante entsteht um vom Ort aushgehend stramm nach oben gewickelt( die saubere Kante immer nach unten sonst bringt das Umschalgen nix!), vor jeder Wendung die nächste Stelle mit Leim bestreichen (nicht soviel das er sich durch das Leinen drückt, sonst sieht die Scheide später lackiert aus!). Dann kommt in weiteren Teilen der Rest der Scheide dran. Ich habe die Größe der Leinensstücke so gewählt, das an den Lederbändern enden und der nächste Streifen dort wieder nach innen umgeschlagen beginnt , damit ein sauberer Abschluß entsteht.
Ich habe Leinen gewählt, da dies für das Schwert Karls des Großen überliefert ist, um aber nicht so protzig weiß daher zukommen habe ich mich für Rohleinen entschieden. Gefunden wurden aber Scheidenreste mit Lederbezug (zumindest dem Rest davon), aber auch mit Birkenbast umwickelt (Wikingerfund, der leuchtend weiß gewesen sein muß) Bei einer kompletten Umwicklung (egal ob Leinen oder Bast), sollten aber meiner Meinung nach die Riemen wegfallen
So jetzt ist die Scheide fast fertig. Erst mal trocknen lassen, danach das Leinen mit Bienenwachs einreiben, um es zu impregnieren (Geht sehr gut wenn es sehr warm draußen ist ). Das ganze mehrfach wiederholen. Danach eine Menge Gedanken um die Aufhängung machen 😉
Variante 2, Kompromiss
Wer sich nicht traut mit dem Beitel Holz zu bearbeiten, der kann Pappelsperholz verwenden. 3mm Stärke für Ober und Unterseite, für den Zwischenraum kann man kleine Kiefernleisten verwenden. Der Ort wird mit einem größeren Stück gefüllt und das Ganze vorsichtig rund geschliffen. Der Rest siehe oben.
Ups, da hatte ich glatt die Öse für das vereinfachte Modell vergessen. Sei hiermit nachgereicht:
Die Öse aus Holz aussägen/schnitzen. Löcher für Nägel/Drahtstifte vorbohren, damit das Holz nicht reist. Dann auf der Oberseite(Aussen) die Löcher etwas erweitern (stärkerer Bohrer) um den Kopf des Nagels zu versenken. Auf die Scheide aufnageln. Nägel innen umkrampen (die müssen so weit wie möglich ins Holz ohne wieder rauszukommen! Die Nägel sollten die Klinge nicht berühren, da darüber das Fell liegt und sie im Bereich der Hohlkehle liegen. Die Löcher mit den versenkten Nagelköpfen mit einer Masse aus Sägespähnen/Sägemehl (sollte ja genug da sein) und Leim ausspachteln und abschmirgeln. Fertig ist die Laube Öse! (Hatte ich auch schon mal probiert, funzt!)
Feine Sache! Ich halts in der Regel hiermit: http://www.raven-armoury.co.uk/ 🙂 NBicht günstig aber schaukampffähig 🙂