Gesundheit und medizinische Versorgung im Frühmittelalter
Man könnte meinen Trebur mit seinem großen fränkischen Reihengräberfriedhof könnte uns anhand von Skelettfunden einen Überblick über die Gesundheit der Franken zu geben. Leider ist dem nicht so, da der größteteil des Reihengräberfriedhofs überbaut, vom Burggraben durchschnitten oder einfach nicht beachtet wurde.
Glücklicherweise aber gibt es auch einen Reihengräberfriedhof in Griesheim bei Darmstadt, (etwa 20km entfernt) der für die Archäologen eine wahre Fundgrube war und uns ein Bild von der Situation der Menschen in der Region gibt.
Für die Menschen dieser Zeit wurde für ganz Europa eine Größe von 171cm bei Männern und 162cm bei Frauen errechnet. Im Grießheimer Gräberfeld lag der Schnitt für Männer 174cm, Frauen ebenfalls 162cm. (für Nordhessen: 174cm: Männer, 158cm: Frauen).
Damit gelten die Menschen des Frühmittelalters als recht groß gewachsen , größer als etwa im Spätmittelalter oder der frühen Neuzeit, als Grund hierfür dürfte eine gleichbleibend gute Ernährung und Versorgung mit tierischen Lebensmitteln (vor allem Milcheiweiß) gelten.
Die Kindersterblichkeit lag bei 21-30%. Die Lebenserwartung in Südhessen lag bei 40,4 Jahren. Personen über 70 Jahren wahren eine Seltenheit.
Eine an den Skeletten häufigsten festgestellte Erkrankung ist Karies, der bei etwa 5%-16% der untersuchten Zähnen festgestellt wurde. Im Durchschnitt war jeder 10te Zahn kariös, heute ist es jeder 2te! Einer der Gründe für die Veränderung ist in der Art der Nahrung zu suchen. Durch die Starke Abnutzung der Zähne, durch Ballaststoffreiche, grobe Nahrung wurden die Zähne immer wieder abgeschliffen. Jedoch war eine wirksame Zahnhygiene unbekannt, wie die starken Zahnbeläge zeigen. Es ist davon auszugehen das Zahnschmerzen oder Entzündungen des Zahnbettes unbehandelt blieben.
Aus dem hessischen Fundmaterial sind Gewaltverletzungen nur bei Männern bekannt. Aufgrund der Art der Verletzungen der Knochen, kann auf ihre Entstehung geschlossen werden. Ein Teil der Verletzungen ist auf Unfälle des Alltags zurückzuführen, ein anderer Teil auf „Agressionverletzungen“, wie etwa Hiebspuren von Schwertern. Es kam aber zur Wundversorgung der betroffenen Stellen wie Knochenwundränder zeigen. Dies war auch der Fall bei einem etwa 60-70 jährigen Mann aus Griesheim der mehrere Schädelverletzungen , möglicherweise durch eine Axt, erhalten hatte. Die Wunde muss von Knochensplittern gereinigt und die Knochenränder berarbeitet worden sein um eine Wundheilung zu beschleunigen. Erwähnenswert sind auch 3 Skelettfunde aus Amöneburg die alle Hiebverletzungen des linken Ellbogens aufweisen. Diese gelten als , sogenannte Parrierverletzungen. Bei einem Angriff wurde als Schutz der linke Arm hochgerissen, der dann von dem von rechts oben geführten Schwert getroffen wurde.
Ein eindrucksvoller Fund aus Griesheim ist die quaderförmige Bronzetülle einer Beinprothese die endbelastbar war, was bedeutet das nicht nur einfach der Röhrenknochen durchsägt worden war, sondern auch das Kniegelenk extrahiert wurde. Die Verletzung muß noch in der Wachstumsphase des 35-45 Jahre alten Mannes geschehen sein, da sowohl Oberschenkelknochen als auch Hüftgelenk auf der Seite der Prothese schwächer entwickelt waren.
Schwerer nachzuweisen, aber dennoch vorhanden sind Erkrankungen wie Tuberkolose und Tumore.
Quelle: Hessen im Frühmittelalter
Hochinteressanter Artikel! Es ist ja immer gut und nützlich etwas Neues zu erfahren! Vielen Dank! Diese Seite finde ich sehr gut und mag deine Artikel lesen!
Freut mich das Dir die Seite gefällt, leider komme ich nicht ganz so oft dazu die „Recherche-Artikel“ zu schreiben, da die einiges an Zeit erfordern. Aber ich versuche demnächst mal wieder was zustande zu bringen.
Gruß Markus