Wieso ist mir das nicht früher aufgefallen?
Ich bin blöd! Ich habe etwas übersehen, das eigentlich schon die ganze Zeit über da war! Aber fangen wir am Anfang an. Letzte Woche erfuhr ich, das in den Wänden der Laurentiuskirche noch die Fenster des karolingischen Baus stecken. Ihre Scheitel liegen etwa in Brusthöhe.
Da die Karolinger keine Zwerge waren ist klar , das der Boden tiefer lag als der heute Boden der die Kirche umgibt. Etwa 1,50m würde ich mal über den Daumen peilen, was in etwa der Höhe des „Plateaus“ entspricht, auf dem die Kirche zu stehen scheint.
Gleichzeit ist mir erst mal ein Satz aufgefallen, den ich schön öfters so oder in Variationen über die Marienkapelle hier geschrieben habe:“Man sieht den karolingischen Gurtbogen des Fundaments!“
Und hats jemand gemerkt?
Ich erklärs mal! Währen die Kirche ca. 1,5m im Erdreich steckt sieht man von der Marienkapelle das Fundament, was bedeutet das wir uns an der Marienkapelle auf oder sogar unter dem ehemaligen karolingischen Boden bewegen, sprich der karolingische Fundhorizont existiert (zumindest in diesem Bereich) nicht mehr!
Aber warum ist die Kirche dann so tief im Erdreich während die Marienkapelle offen liegt?
Auf eine mögliche Erklärung bin ich zum Teil gestern gestoßen worden, zum Teil heute gestoßen (Achtung es folgt Theorie!) Der Büdinger Schloßhof wurde vor Jahren archäologisch untersucht, dabei stellte sich heraus, das sich unter dem mittelalterlichen Hofpflaster erst eine Erdschicht , dann eine organische Schicht und wieder ein mittelalterliches Pflaster, darunter dann stützenden Eichenstämme. Das obere und das untere Pfaster lagen Zeitlich nur wenige Jahrzehnte auseinander. Grund waren wohl Überschwemmungen, die immer wieder den Hof heimsuchten, die Feuchtigkeit wurde mit Reisigbündeln bekämpft, aber dann wurde der Hof aufgeschüttet um Ruhe vor dem Wasser zu haben.
Trebur ist ebenfalls hochwassergefährdest Gebiet! Nicht umsonst gilt der Hügel auf dem wohl die Pfalz stand als Hochwassersicher. Jedoch bedeutet hochwassersicher nicht, das es nie überschwemmt wird! Das letzte mal konnte dies in der Silvesternacht 1883/84 beobachtet werden, als der Rheindamm brach!
Wer einmal ein Hochwasser eines Flußes erlebt hat (in letzter Zeit ist das ja häufiger der Fall), etwa wie ich am Rhein , oder etwa an der Oder, der weiß welche Kraft ein Solches entwickeln und ganze Häuser mit sich reißen, unterspühlen und in ihre Einzelteile zerlegen kann! Es wäre also denkbar das ganze Teile der offengelassenen Pfalz einem Hochwasser zum Opfer fiehlen und den Boden des Hügels abtrug, während das Gelände um die Kirche erhöht wurde, um diese vor Hochwasser zu schützen.
Zum anderen dürften im Boden, wenn der Boden an anderen Stellen die selbe Schicht ist wie an der Marienkapelle, nur noch in Fundamenten bestehender Gebäude Reste der Pfalz zu suchen sein, wobei sich deren zeitliche Einordnung als schwierig erweisen dürfte!
Gleichzeitig bedeutet es (egal ob diese Therie stimmt oder nicht) das ich die Größe meines 3D-Modells der Laurentiuskirche ändern muß und genauso mit dem Geländemodell verfahren muß!
Hallo,
für Deine Theorie der zerstörung durch Hochwasser mit anschließender Erhöhung des Plateaus sprechen auch die gezeigten gotischen Bauteile in der Mauer. Das wird kein „Abfall“ vom Umbau im 18.Jahrhundert gewesen sein, sondern Teile beschädigter Bauten.
Warum sollte man auch sonst die Kirche barockisieren und gleichzeitig die Mauer erhöhen, so dass sie auf Betrachter kleiner wirkt?
Es stimmt doch, dass die Barockkirche über dem Plateau beginnt? Es wäre interessant, ob sie weiter „eingegraben“ wurde.
Übrigens ein toller Blog!
Viele Grüße,
Martin Steinberg
Hallo Martin,
Also es ist so das Barockkirche und karolingischer Vorgängerbau sind im Grunde ein und das selbe sind, d.h. Lichtenberg wollte Mitte des 18 Jh. die Kirche komplett neu bauen, ihm ging aber das Geld aus, so das er die Vorhalle und das Querhaus auf voller Höhe stehen lies, weil die Mauern stark genug waren und aufgestockt wurden. Auf den Aussenmauern der Seitenschiffe baute er die neue Aussenwand und setzte einen neuen Chor an. Das eigentliche Langhaus riss er ab, mit dem Bauschutt füllte er den Kircheninnenraum (70cm höher als die Vorhalle).
Die gotischen Bauteile finden sich im neueren Teil der Mauer und haben wohl nichts mit einer Erhöhung zu tun. Ausserdem wurde die Kirche mehrfach umgebaut : unter den Ottonen, durch die Isenburger im Mittelalter…
Die Erhöhung dürfte wohl eher (wenn sie denn stattgefunden hat) im Hochmittelalter stattgefunden haben (wohl nach 1249, Verpfändung der Pfalz)
Wenn du mehr wissen willst (Details, Daten etc) schreib mir einfach! Und danke das Dir die Seite gefällt 😉 hört man gern!
Gruß Markus