Der Turm von Trebur, erste Gedanken
Seit dem ich die Bilder und die groben Daten aus dem Zeitungsbericht gelesen habe und das ganze einigermaßen verdaut habe, will ich mich mal in aller Ruhe dem Turm widmen.
Fakten:
- Mauern aus Bruchstein
- 6,27 m breit x 7,01m lang x 5,80 hoch
- Mauerwerk 0,76 m stark, Fundament und aufgehendes Mauerwerk haben gleiche stärke
- Fachwerk nachträglich aufgesetzt
- Tonnengewölbe als Keller
Fangen wir mal mit von unten, vom Gewölbe an. Solche Gewölbe gab es zu karolingischer Zeit aber auch noch später bis ins 20 Jahrhundert. Von der Größe des Gewölbes auf der Abbildung ähnelt es dem alten Rathauses und dem im Großen Haus. Die Fundamente und Wände haben die selbe Stärke, was typisch für karolingische Bauten ist , aber auch später noch vorkommen kann. Die Stärke von 0,75 cm ist so stark garnicht wie sie erscheint, der Westbau der Laurentiuskirche hat eine Stärke von 1,06m, der Granusturm in Aachen als Teil der Aula Regia 1,30m, der Wohnturm Haus zum Stein in Mainz hat 1,40m starke Mauern und der Römerturm in Regensburg sogar 4 m Starke Mauern! Der letztere ist trotz seines Namens karolingisch. Die Mauer erschein mir also nicht so wehrhaft wie sie dem Autor des Artikels erschien. Wenn man nun Rückschlüsse von Stärke zu Höhe ziehen sollte , müsste der Turm niedriger gewesen sein als der Turm/Westbau der Laurentiuskirche. Der Westbau ist in voller Höhe karolingisch und 8,66 hoch. Ich würde daher dem Turmbau vielleicht noch ein drittes Stockwerk spendieren, mit viel „good will“ noch ein halbes, jedoch mehr auf keinen Fall!. Andererseits sind die anderen Türme auch in ihren Abmessungen wesentlich größer (Grundfläche), wodurch sie schon aus statischen Gründen stärkere Mauern brauchen.
Die Positionierung an der Nord-West-Ecke des Pfalzbezirkes, legt natürlich nahe, das es sich um einen Eckturm der Pfalz handelt . Jedoch ist auch ein Bau eines Niederadligen im Form eines Wohnturms am Rande des aufgelassenen Pfalzbezirks möglich und nach Historiker Armin Weber nicht ausgeschlossen.
Am ehsten ähnelt der Bau daher Gebäuden wie etwa dem Turmhaus in Bonn, auch wenn dieses etwas größer ist, sowie dem Metternichbau in Nierstein, bei dem an einen Turmbau des 14Jh. ein „bequemeres“ Wohnhaus angebaut wurde.
Fazit: Ohne weitere Daten des Turms, etwa vermauerte Fenster (und damit meine ich nicht das auf dem Plan), Türöffnungen oder dergleichen vermag ich leider nicht so viel darüber zu sagen, im Grunde ist das mehr Philosophie als Geschichte… Ich würde ihn in die Zeit vom 11. bis 14 Jh. datieren, eher nach der „aktiven Pfalzzeit“ , am ehesten nach 1119
Nachtrag: Hab eben beim Blättern in dem Die Salier, Siedlung und Landesbau/ Teil 2 , Thorbecke, Grundrisse gefunden die etwa mit dem des Turms decken. Es handelt sich um Häuser vom Münsterhof Zürich , die z.T. direkt an eine/ oder bei einer Mauer gebaut wurden. sie waren wohl 2 Stöckig mit 3 Fachwerkgeschoß… Später mehr wenn ich das alles gelesen hab!

links Rekonstruktionsversuch des Abbruchzustandesm rechts Versuch die ursprüngliche Gestalt sichtbar zu machen
Jetzt noch einmal dieselben Überlegungen wie beim Überfall auf Paris 100 Jahre später (siehe früherer Blog): wieso konnten die in…
[…] http://www.tribur.de/blog/2023/05/13/eine-karolingische-truhe/ […]
Freut mich wenn ich die Anregung für den Nachtrag war. Tatsächlich hat dieses Bild und die Darstellung auf dem Teppich…
Wieder eine sehr schöne Diskussion des Themas. Dein eines Zitat gibt es ja wieder, aber Du hattest es weiter oben…
Vielen Dank für die unglaublich vielen interessanen Artikel im letzten Jahr. Ich weiß gar nicht, wie Du das neben der…